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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Viszeralchirurgische Komplikationen von Antithrombotika – Management durch Einsatz von Risikoscores?

Meeting Abstract

  • corresponding author C. Seeger - Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, St. Georg Unternehmensgruppe, Leipzig, Deutschland
  • F. Mickley - 1. Klinik für Innere Medizin, St. Georg Unternehmensgruppe, Leipzig, Deutschland
  • R. Kätzel - Institut für Transfusionsmedizin, St. Georg Unternehmensgruppe, Leipzig, Deutschland
  • F. Kretzschmar - Geschäftsbereich Controling, St. Georg Unternehmensgruppe, Leipzig, Deutschland
  • A. Weimann - Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, St. Georg Unternehmensgruppe, Leipzig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10730

doi: 10.3205/09dgch626, urn:nbn:de:0183-09dgch6262

Published: April 23, 2009

© 2009 Seeger et al.
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Text

Einleitung: Antithrombotika haben ein weites Indikationsspektrum in der Akuttherapie und Prävention kardio- und zerebrovaskulärer Erkrankungen. Bei weltweitem demografischem Wandel und hoher ökonomischer Belastung für das Gesundheitssystem stehen sie vermehrt im Interessensfokus der Forschung. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sich Komplikationen antithrombotischer Therapie durch Scoresysteme bezüglich Auftreten und Schwere prognostizieren lassen.

Material und Methoden: Es wurden Akten von 190 Patienten ausgewertet, welche wegen viszeralchirurgischer Komplikationen der antithrombotischen Therapie in den Jahren 2000–2005 im Klinikum St.Georg Leipzig stationär behandelt wurden. Es erfolgte eine Risikostratifizierung bezüglich zerebro- und kardiovaskulärer Ereignisse mittels CHADS2-score (Gage et. al. 2001). Das potentielle Risiko einer Blutungskomplikation wurde per Outpatient Bleeding Risk Index bestimmt - OBRI - (Beyth et. al. 1998). 115 Patienten (65,7%) erhielten Thrombozytenaggregationshemmer, 44 (23,2%) Vitamin-K-Antagonisten, 21 (11,1%) eine Kombinationstherapie.

Ergebnisse: 109 der 190 Patienten litten an einem gastrointestinalen Ulkus, welches bei 27 (24,8%) perforiert war. Diese Patienten hatten anamnestisch eher höhere, d.h. 300 mg, Tagesdosen ASS (p = 0,07) und eine positive Anamnese für Nikotinabusus (p=0,0019). Zur Rezidivprophylaxe erhielten 14 Patienten (51,9%) mit einer Ulkusperforation im Gegensatz zu 69 (84,1%) ohne Perforation Protonenpumpenblocker (p=< 0,001). Dieser Unterschied ließ sich retrospektiv nicht erklären. Die chirurgische Interventionsrate lag bei 38,9%, die Transfusionshäufigkeit bei 37,4%. Unterschiede zwischen ASS und Kumarin-Patienten bestanden nicht. Intensivmedizinisch versorgt wurden 56 der ASS-Patienten (43,1%) und 16 der 60 Kumarin-Patienten (26,67%) (p=0,03) Bezüglich der Verweildauer bestanden keine Unterschiede (p=0,287). Bei den transfusionspflichtigen Patienten war der OBRI signifikant (p=0,042) und der CHADS2-score tendenziell erhöht (p=0,08). 72 der 190 Patienten (37,9%) mussten intensivmedizinisch versorgt werden. Sowohl OBRI (p=0,001) als auch CHADS2-score (p=0,017) waren bei diesen Patienten hochsignifikant. Beatmet wurden 33 von 190 Patienten (17,4%); diese hatten einen signifikant höheren OBRI (p=0,047) als nicht beatmete Patienten und zeigten zusätzlich Tendenzen zu einem höheren CHADS2-score (p=0,137). Die allgemeine Krankenhausmortaliät lag im untersuchten Patientengut bei 10%. OBRI und CHADS2-score waren bei diesen Patienten nicht signifikant erhöht. Auch bezüglich der antithrombotischen Therapie bestanden keine Unterschiede. Patienten, die während des Krankenhausaufenthaltes verstarben, mussten vorher signifikant häufiger chirurgisch versorgt (p= 0,002) und beatmet werden (p= 0,000) und hatten eine signifikant längere ITS-Verweildauer (p=< 0,001).

Schlussfolgerung: Komplikationen der antithrombotischen Therapie sind unabhängig von der Art des Antithrombotikums mit erheblichem Ressourceneinsatz verbunden, der sich im Verbrauch von Blutkomponenten und intensivmedizinischer Versorgung widerspiegelt. OBRI und CHADS2-score sind zwei valide Messinstrumente, die Vorhersagen bezüglich der Schwere von Nebenwirkungen und Komplikationen der antithrombotischen Therapie erlauben. Dass sich mithilfe der beiden Scores als Stratifizierungskriterien Komplikationen antithrombotischen Therapie vermindern lassen und damit der Ressourcenverbrauch zu senken ist, ist anzunehmen.