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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Klinisch relevante Unterschiede in der Morphologie von Radiofrequenzablations-Nekrosen in der KM-unterstützten Computertomographie und im Frischgewebepräparat – eine experimentelle in-Vivo-Untersuchung mit drei RFA-Systemen

Meeting Abstract

  • corresponding author R. Wahba - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral und Tumorchirurgie der Universität Köln, Köln
  • C. Bangard - Institut und Poliklik für Radiologische Diagnostik der Universität Köln, Köln
  • S. Rösgen - Institut und Poliklik für Radiologische Diagnostik der Universität Köln, Köln
  • R. Kleinert - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral und Tumorchirurgie der Universität Köln, Köln
  • K.-J. Lackner - Institut und Poliklik für Radiologische Diagnostik der Universität Köln, Köln
  • A.H. Hölscher - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral und Tumorchirurgie der Universität Köln, Köln
  • D.L. Stippel - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral und Tumorchirurgie der Universität Köln, Köln

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11453

doi: 10.3205/09dgch227, urn:nbn:de:0183-09dgch2278

Published: April 23, 2009

© 2009 Wahba et al.
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Text

Einleitung: Die Radiofrequenzablation (RFA) ist eine Technik bei der mittels hochfrequenter Wechselströme definierte Nekrosen im Gewebe induziert werden können. In der hepato-biliären Chirurgie ist sie im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte bei malignen Lebertumoren (Metastasen und HCC) heute ein fester Bestandteil mit kurativem Therapieanspruch. Post-operativ werden die in der Leber induzierten Nekrose durch ein KM-CT-Scan dargestellt und damit die Erfolgskontrolle in bezug auf vollständige Tumorzerstörung durchgeführt. Dabei kann im CT-Scan nur zwischen Nekrose und vitalem, perfundierten Lebergewebe unterschieden werden. Übergangszonen sind nicht sicher zu bestimmen und die Qualität der Nekrose im Randbereich kann an Hand des CT-Bilds nicht sicher beurteilt werden. Reste an vitalem Tumorgewebe können maskiert werden und so zu ein Lokalrezidiv trotz scheinbarer Vollständigkeit der Ablation zur Folge haben. Folglich bleibt zu überprüfen, ob das CT-Bild das tatsächliche Ausmaß der Nekrose darstellt.

Material und Methoden: Beim hier durchgeführten Versuch wurden am in-Vivo-Schweinemodell bei insgesamt 21 Schweinen pro Schwein eine perkutane RFA mit einem von drei verschiedenen RFA-Systeme(Rita XL 5 cm, Rita XLi 7cm, LeVeen 5 cm) an der perfundierten Leber durchgeführt. Die Schweine wurden zunächst einer Vollnarkose unterzogen (TIVA). Es wurde ein Nativ-CT durchgeführt und daran die perkutane, CT-gesteuerte Leberpunktion angeschlossen. Die vollständige intrahepatische Position der RFA-Sonde mit vollausgefahrener Elektroden-Spitze wurde mittels erneutem CT-Scan kontrolliert, dabei durfte die Spitze der RFA-Elektrode in keinem größeren Gefäß zu liegen kommen. Die RFA wurde dann gemäß Herstellerprotokoll durchgeführt.Zwei Stunden nach Ablation wurde ein KM-CT mit früher und später portalvenöser Phase zur Darstellung der Nekrose angeschlossen und die Bilddaten gespeichert. Direkt danach wurden die Lebern am lebenden Schwein explantiert und gemäß dem Konsens-Papier erfolgte ein Zuschneiden des Frischpräparats. Die Schnitte wurden digital fotografiert und mit dem Programm Image-J vermessen. Das Nekrosevolumen wurde gemäß der Formel für einen symmetrischen Rotationsellipsoid V=1/6πA(4F/πA)2 berechnet. Die Volumenbestimmung der Nekrose aus dem CT-Datenbildsatz wurde an einer CT-Workstation durchgeführt. Dabei werden in jeder Scan-Schicht die nekrose-typischen houndsfield-kodierten Voxel bestimmt, markiert und als Volumengrafik vermessen. CT-Bilder und Frischpräparat werden abschließend einer qualitativen Beurteilung unterzogen.

Ergebnisse: Am CT-Scan wurde beim Rita-XL-System ein Volumen von 38,95 ± 9,06 ml und eine Fläche von 25,62 ± 6,36 cm², im Frischgewebepräparat ein Volumen von 26,27 ± 8,91 ml und eine Fläche von 12,88 ± 2,53 cm² gemessen, beim Rita-XLi-System entsprechend ein Volumen von 100,06 ± 57,29 ml vs. 75,81 ± 60,10 ml und eine Fläche von 28,82 ± 10,87 cm² vs. 22,67 ± 12,24 cm², beim LeVeen-System ein Volumen von 46,65 ± 13,66 ml vs. 21,63 ± 10,71 ml und eine Fläche 16,95 ± 8,17 cm² vs. 9,35 ± 2,81 cm² (CT vs. Frischgewebe). Der axiale Durchmesser betrug im CT-Scan 4,97 ± 0,76 cm (Rita XL), 6,51 ± 2,26 (Rita XLi) und 3,65 ± 1,28 cm (LeVeen), am Frischgewebepräparat 5,45 ± 0,32 cm (Rita XL), 6,19 ± 2,21 cm (Rita XLi) und 3,64 ± 0,73 cm (LeVeen). Der transversale Durchmesser betrug im CT-Scan 4,20 ± 0,52 cm (Rita XL), 6,24 ± 0,28 (Rita XLi) und 5,48 ± 0,93 cm (LeVeen), am Frischgewebepräparat 3,74 ± 0,58 cm (Rita XL), 4,94 ± 0,74 cm (Rita XLi) und 4,86 ± 0,74 cm (LeVeen). Bei Schwein 4 und wurde im CT-Scan ein Volumen von 242,2 ml im Vergleich zum Frischgewebepräparat von 56,2 ml (= 4,3:1) gemessen, bei Schwein 9 von 162,5 ml zu 15,0 ml (= 10,8:1). Beide Nekrosen hatten im CT-Scan keinen Zusammenhang zur Sondengeometrie und wiesen Infarktareal auf.

Schlussfolgerung: Die Parameter Volumen und Fläche waren bei der CT-gestützten Messung bei allen RFA-Systemen signifikant größer im Vergleich zum Frischgewebepräparat. Die im CT-Bild nicht zu bestimmenden Nekrosen zeigten Infarkte auf, die im Frischgewebepräparat deutlich von der Ablationsnekrose zu unterscheiden waren und regulär vermessen werden konnten. Es ist anzunehmen, dass im KM-CT-Bild nach RFA Infarktareal und tatsächliche Ablationsnekrose auch in der klinischen Anwendung nicht immer eindeutig zu unterscheiden sind, so auch Mikroinfarkte im Tumorrandbereich. Nicht abladiertes, vitales Tumorgewebe kann in der Infarktzone verbleiben und Ausgangspunkt für ein frühes Lokalrezidiv sein, trotz scheinbarer vollständiger Umschließung des ehemaligen Tumors durch im KM-CT dargestellten hypoperfundiertem Lebergewebe.