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Die Pelvicographie und die Kolontransitzeitbestimmung beim Obstruktions-Defäkationssyndrom (ODS) als wichtige diagnostische Verfahren für die Patientenselektion zur operativen Therapie
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Published: | April 16, 2008 |
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Einleitung: Das Obstruktions- Defäkationssydroms (ODS) ist häufig in einer Outlet-Obstruktion auf dem Boden einer Entero-/Rektozele oder einer Rektumintussusception begründet. Daneben kommen aber weitere Ursachen wie die Slow-transit Obstipation oder die Pelvic-Floor-Dyssynergie als Ursachen einer Obstruktion in betracht. Neue operative Methoden wie die Stapled Transanal Rektal Resection (STARR) erfordern eine detaiierte koloproktologische Differentialdiagnostik um sicher zwischen o. g. Krankheitsentitäten unterscheiden zu können. Ziel der vorliegenden systematischen Auswertung dynamischer Pelvicographien und Röntgen-Kolontransitzeitbestimmungen war es, charakteristische Befundkonstellationen für das ODS zu dokumentieren.
Material und Methoden: Patienten mit konservativ therapierefraktärem ODS wurden präoperativ klinisch-proktologisch (Rektoskopie, Endosonograpie, Analmanometrie), koloskopisch und pelvicographisch untersucht. Die Pelvicographie erfolgte dynamisch konventionell mit Kontrastierung des Dünndarmes, der Blase und der Vagina. Neben der Erhebung morphologischer Befunde (Intussusception, Entero-, Rekto-, und Vesikozele) erfolgte die Vermessung des Beckenbodens [mm] in Ruhe, beim Pressen und bei Defäkation sowie die Bestimmung des anorektalen Winkels [°]. Darüberhinaus wurde die dynamische Compliance des Beckenbodens (Dyn. Compl.) errechnet (Differenz Beckenboden zwischen Ruhe und Defäkation [mm]). Die Kolontransitzeitbestimmung erfolgte nach sequentieller Ingestion röntgendichter Marker am 7. Tag durch eine Röntgen-Abdomen Aufnahme. Bei allen Patienten wurde der Konstipations- und Inkontinenzscore nach Wexner sowie der Konstipationsscore nach Longo bestimmt.
Ergebnisse: Im Zeitraum 4/05-9/07 wurden 176 Pelvicographien ausgewertet und mit Befunden der Kolontransitzeitbestimmung und mit klinischen Befunde korreliert. In der Pelvicographie betrug der Beckenboden durchschnittlich in Ruhe 50,0 mm, beim Pressen 55,3 mm, bei Defäkation 74,7 mm und die dynamische Compliance 24,7 mm. Der anorektale Winkel betrug in Ruhe 141° beim Pressen 142° und bei Defäkation 152°. Typischerweise faden sich bei einer Outlet-Obstruktion auf dem Boden einer Rektumintussusception und/oder Rekto-/Enterozele die Kolontransitzeitmarker im linken Hemikolon oder am rektosigmoidalen Übergang und in der dynamischen Pelvicographie eine unvollständige Entleerung des Rektums bei maximaler Beckenbodensenkung. Bei der Slow-transit Obstipation bestand charakteristischerweise eine Röntgen-Marker Ansammlung im rechten und linken Hemikolon sowie eine fehlende Absenkung des Beckenbodens in der dynamischen Pelvicographie mit fehlender Rektumentleerung. Die Pelvic-Floor-Dyssynergie konnte in der Pelvicographie charakteristischerweise dokumentiert werden als Unfähigkeit der Entdarmentleerung trotz maximaler Absenken des Beckenbodens über den 4. Defäkationsversuch hinaus bei gleichzeitiger Röntgen-Marker Ansammlung ausschließlich in der Rektumampulle.
Schlussfolgerung: Die Zusammenschau von klinischen Befunden, der Kolontransitzeitbestimmung sowie einer standardisierten Pelvicographie mit Kontrastierung des Intestinums, der Vagina, der Blase und des Rektums ermöglichen eine präzise Charakterisierung des Obstruktions- Defäkationssyndroms. Charakteristische differentialdiagnostische Befunde ergeben sich für die Slow-transit Obstipation und die Pelvic-Floor-Dyssynergie. Für die Durchführung einer transanale operativen Therapie (STARR) ist die differenzierte koloproktologische Röntgendiagnostik unverzichtbar.