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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Entzündung verursacht die Neubildung von Fett – was die Fettgewebszüchtung von der Pathogenese der Fettleibigkeit lernen kann

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Hemmrich - Bernard O’Brien Institute of Microsurgery, Melbourne, Australien
  • G. P. L. Thomas - Bernard O’Brien Institute of Microsurgery, Melbourne, Australien
  • C. Gummersbach - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Deutschland
  • K. M. Abberton - Bernard O’Brien Institute of Microsurgery, Melbourne, Australien
  • A. J. Penington - Bernard O’Brien Institute of Microsurgery, Melbourne, Australien
  • W. A. Morrison - Bernard O’Brien Institute of Microsurgery, Melbourne, Australien

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7409

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch447.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Hemmrich et al.
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Einleitung: Eine Schlüsselrolle in der Pathogenese der Fettleibigkeit spielt monocyte chemoattractant protein (MCP)-1, ein entzündungsgenerierendes Zytokin, welches Monocyten ins Fettgewebe wandern und dort zu Gewebsmakrophagen differenzieren lässt. Dort produzieren diese Zellen verschiedene Zytokine, die zur Fettzellhypertrophie und Fettneubildung beitragen. Eines dieser Zytokine ist Stickstoffmonoxid (NO), welches von der induzierbaren Stickstoffmonoxidsynthase (iNOS) produziert wird und im Verdacht steht, unter den Zytokinen eine Schlüsselrolle im Prozess der Fettbildung einzunehmen. In dieser Studie sind die Prozesse der Fettgewebsentstehung in einem Mauskammermodell nachgestellt worden. Ziel war es zu analysieren, inwieweit sich die pathologischen Prozesse der Fettleibigkeit für die Züchtung von Fettgewebe zur Weichgewebsrekonstruktion nutzen lassen. Getestet wurden MCP-1, Zymosan (ein entzündungsgenerierendes Hefe-Polysaccharid), und Aminoguanidin, ein spezifischer iNOS-Hemmer.

Material und Methoden: Eine Silikonkammer (5mm lang, 42µl) wurde unilateral um die superfiziellen epigastrischen Gefäße von C57 Bl6 Mäusen platziert, so dass das Gefäß zentral durch die Kammer hindurchläuft, und mit Matrigel, fibroblast growth factor (FGF-2) (1µg/ml) und dem jeweils zu testenden Reagenz gefüllt. Folgende Versuchsbedingungen wurden evaluiert: 1) Kontrolle (Matrigel, bFGF alleine), 2) Matrigel, bFGF, MCP-1 (0.5 ng/ml), 3) Matrigel, bFGF, Zymosan-A (0.2 µg/ml), 4) Matrigel, bFGF, Zymosan-A, Aminoguanidin (40 µg/ml). Die Kammern wurden nach 6 Wochen explantiert und auf ihren Fettgewebsgehalt (prozentualer Anteil und Volumen) hin untersucht.

Ergebnisse: In der Matrigel-bFGF-gefüllten Kammer entsteht ohne zusätzliche Reagenzien ein geringer Anteil an Fettgewebe (12±5%, 1,2±0,4µl). Unter Zugabe von Zymosan and MCP-1 zeigt sich signifikante Neo-Adipogenese (Zymosan: 40±5%, 4,7±1µl; MCP-1: 39±8%, 4,8±1,5µl, p<0.001). Diese lässt sich effektiv hemmen durch Zugabe von Aminoguanidin (23±3%, 2±0,4µl, p<0.05). Histologisch findet sich in allen Bedingungen, wo MCP-1 oder Zymosan zugegeben wurden, gesundes Fettgewebe mit Infiltration von Makrophagen.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass sich die pathologischen Prozesse der Entstehung von Fettleibigkeit so nachahmen lassen, dass eine Fettgewebsneubildung in adipogener Matrix möglich ist. Schlüsselfaktoren scheinen dabei Makrophagen und die von ihnen über NO-Produktion generierte Entzündung zu spielen. Ein besseres Verständnis der Prozesse, wie sie sich in der Fettleibigkeit und dem metabolischen Syndrom darstellen, könnte helfen, neue, viel versprechende Ansätze in der Fettgewebszüchtung zu entwickeln und zu testen.