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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Standardradikalität versus funktionserhaltende Chirurgie bei benigner Knotenstruma – eine sonographische und biochemische Verlaufsuntersuchung nach 10 Jahren

Meeting Abstract

  • N. Lehwald - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • K. Cupisti - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • H.S. Willenberg - Klinik für Endokrinologie, Düsseldorf
  • corresponding author A. Raffel - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • A. Wolf - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • K. Brinkmann - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • C.F. Eisenberger - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • W.T. Knoefel - Klinik für Allgemein, Viszeral- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch6781

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch310.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Lehwald et al.
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Text

Einleitung: Das Resektionsausmaß bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen steht auf dem Prüfstand. Wesentliches Argument für eine Standardradikalität (Thyreoidektomie, Dunhill oder subtotale Resektion beidseits) ist die Vorbeugung einer erneuten Knotenbildung. Wesentliches Argument für eine funktionserhaltende Chirurgie ist die Unabhängigkeit von oraler Schilddrüsenhormoneinnahme. Wir untersuchten beide Konzepte im Langzeitverlauf.

Material und Methoden: Wir führten eine Nachuntersuchung an 72 Patienten (m/w :11/ 61) durch, die 10 Jahre zuvor aufgrund einer gutartigen Schilddrüsenerkrankung operiert wurden. Patienten mit M. Basedow wurden ausgeschlossen. Insgesamt wurden bei 72 Patienten 121 Schilddrüsenlappen reseziert. Folgende Eingriffe wurden durchgeführt: 42 (34,7%) funktionserhaltende Resektionen (Teilresektion, Knotenresektion oder Isthmusresektion), 71 (58,7%) subtotale Resektionen und 8 (6,6%) Hemithyreoidektomien.Bei der Nachuntersuchung wurden neben der gegenwärtigen Medikationsanamnese folgende Befunde erhoben: Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4), Calcium, Halssonographie.

Ergebnisse: Kein Patient wurde zwischenzeitlich erneut an der Schilddrüse operiert. Die aktuelle Nachbetreuung der 72 Patienten erfolgte wie folgt: Endokrinologe n=11 (21,2%), nicht-spezialisierter Internist n= 7 (15,3%), Hausarzt n= 38 (52,8%), keine Nachbetreuung n= 14 (19,5%).Patienten mit nur einseitigem Schilddrüseneingriff oder funktionserhaltender Resektion auf mindestens einer Seite galten als funktionserhaltend (n=48, 66,6%) operiert. Patienten mit Thyreoidektomie, Dunhill oder subtotaler Resektion beidseits galten als standardradikal operiert (n=24, 33,3%). In beiden Gruppen nahmen 79% der Patienten postoperativ Schilddrüsenhormon ein. Bezogen auf die operierten Schilddüsenlappen zeigten 16,7% (n=7) der funktionserhaltend operierten Rezidivknoten, während es bei den standardradikal-resezierten Schilddrüsenlappen nur in 3,8% der Fälle zu Rezidivknoten kam (n=3). Bei 23 seinerzeit nicht resezierten Schilddrüsenlappen fanden sich nun in 5 Schilddrüsenlappen Knoten (21,7%).

Schlussfolgerung: Vor 10 Jahren wurden in unserer Klinik überwiegend funktionserhaltende Resektionen angestrebt. Eine Freiheit von oraler Hormoneinnahme wurde aber faktisch nur bei 21% in jeder der beiden Gruppen, d.h. unabhängig vom Eingriffsausmaß erreicht. Somit ist der Gedanke des Funktionserhaltes zumindest nach diesen Zahlen fragwürdig. Die höhere Anzahl von Rezidivknoten spricht gegen ein funktionsadaptiertes Vorgehen.Hinsichtlich des Kriteriums Medikamentenfreiheit erbrachte die funktionserhaltende Resektion in unserer Untersuchung keine Vorteile. Im Hinblick auf die Rezidivfreiheit war die Standardradikalität der funktionserhaltenden Schilddrüsenchirurgie in unserer Untersuchung überlegen. Somit würden wir heute einem standardradikalen Vorgehen den Vorzug geben.