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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Frühes und persistierendes Organversagen als Risikofaktor für Pankreasinfektionen und Gesamtprognose bei schwerer akuter Pankreatitis: eine prospektiv multizentrische Analyse

Meeting Abstract

  • corresponding author B.M. Rau - Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß-, und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
  • E.A. Kemppainen - Dep. of Surgery, Helsinki University Central Hospital, Helsinki, Finland
  • C. Bassi - Dep. of Surgery and Gastroenterology, Pancreatic Unit, University of Verona, Verona, Italy
  • M.W. Büchler - Abt. für Viszeral- und Transplantationschirurgie, Inselspital, Universität Bern, Schweiz
  • P.A. Poulakkainen - Dep. of Surgery, Helsinki University Central Hospital, Helsinki, Finland
  • H.G. Beger - Chirurgische Klinik I, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • M.K. Schilling - Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß-, und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7134

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch030.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Rau et al.
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Einleitung: Neueren Untersuchungen zufolge wird dem Organversagen (OV) ein hoher prognostischer Stellenwert bei der akuten Pankreatitis (AP) zugeschrieben. Das Auftreten von frühem und/oder persitierendem OV scheint hierbei die bisher postulierte dominierende Rolle lokaler Komplikationen wie Nekrose oder Pankreasinfektion zu übertreffen. Dieser Fragestellung wurde in der vorliegenden Studie nachgegangen.

Material und Methoden: Es wurden 168 Patienten mit schwerer AP (entsprechend der Atlanta-Klassifikation) in fünf europäischen Zentren eingeschlossen, die 26 Stunden (Median, Range 0-141 h) nach Symptombeginn stationär aufgenommen wurden. Eine CT-graphisch/intraoperativ gesicherte nekrotisierende AP lag bei 157 (93%) Patienten vor, eine infizierte Nekrose trat bei 49 (29%) Patienten 14 Tage nach Symptombeginn (Median, Range 2-42) auf, 26 Patienten (15%) verstarben. Das Auftreten und die Schwere der führenden AP-assoziierten OV pulmonale, renale und kardiozirkulatorische Insuffizienz sowie Multiorganversagen (MODS, ≥ 2 simultane OV) wurden über 28 Tage täglich erfasst, sämtliche Ergebnisse wurden auf den Symptombeginn der AP bezogen.

Ergebnisse: Sämtliche OV traten überwiegend in der ersten Krankheitswoche nach Symptombeginn auf: pulmonale Insuffizienz (n=120 gesamt) in 99% / Beatmungspflichtigkeit (n=67 gesamt) in 81%, renale Insuffizienz (n=49 gesamt) in 80% / Hämofiltrationspflichtigkeit (n=31 gesamt) in 55% und kardiozirkulatorische Insuffizienz (n=64 gesamt) in 78% / Katecholaminpflichtigkeit (n=61 gesamt) in 79% der Fälle. Die einzelnen OV hatten einen unterschiedlichen Einfluss auf die Letalität. Die pulmonale Insuffizienz hatte hier die geringsten Auswirkungen, unabhängig vom Zeitpunkt des Auftretens oder dem Persistieren über die erste Krankheitswoche hinaus. Dagegen war die renale Insuffizienz über den gesamten Krankheitsverlauf durchweg mit der höchsten Letalität von über 50% vergesellschaftet. Die Kardiozirkulatorische Insuffizienz war vor allem beim Auftreten innerhalb 72 Stunden nach Symptombeginn und bei Persistenz über die erste Krankheitswoche mit einer Letalität von 50% behaftet, ähnliches fand sich für das MODS. Ein interessanter Zusammenhang zeigte sich zwischen dem Auftreten von frühem und persistierendem OV und einer Nekroseinfektion. Ein frühes, in der ersten Krankheitswoche aufgetretenes und persistierendes MODS bestand bei 70% der zu einem späteren Zeitpunkt diagnostizierten und interventionspflichtigen infizierten Nekrosen (n=39), in nur 25% trat ein MODS in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Nekroseinfektion auf. Acht Patienten mit feinnadelpunktionszytologisch gesicherter infizierter Nekrose ohne MODS wurden erfolgreich konservativ behandelt.

Schlussfolgerung: Das Auftreten von frühem und persistierendem Organversagen ist von höherer prognostischer Relevanz als das Vorliegen lokaler Komplikationen. Die Art des Organversagens hat hierbei unterschiedliche Gewichtung. Neben dem intra- und extrapankreatischen Nekroseausmaß scheint das frühe und anhaltende MODS einen wichtigen Mechanismus bei der Entstehung einer Pankreasinfektion zu spielen.