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Assoziation von Polymorphismen im TLR9-Gen mit NOD2/CARD15-Mutationen beim Morbus Crohn
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen deuten auf eine Rolle von Toll-like Rezeptor (TLR) 9 in der Ätiologie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) hin. Das Gen für den TLR9 befindet sich auf dem Chromosom 3p21.3 in einer Kopplungsregion für CED. Funktionelle Studien haben gezeigt, dass TLR9 über die Erkennung von CpG-DNA-Motiven nach deren prophylaktischer Gabe die Entstehung einer Kolitis in Tiermodellen abmildern kann. In der vorliegenden Studie wurden zwei Polymorphismen im TLR9-Gen auf eine Assoziation mit CED hin untersucht. Weiterhin wurde die Gruppe der Patienten mit Morbus Crohn auf Interaktionen zwischen den beiden Polymorphismen im TLR9-Gen und den 3 häufigsten mit dem Morbus Crohn assoziierten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen (R702W, G908R, L1007fsinsC) hin getestet.
Material und Methoden: Die Studienpopulation umfasste 457 Patienten mit Morbus Crohn, 247 Patienten mit Colitis ulcerosa und 792 Kontrollpersonen. Die Genotypisierung der beiden Polymorphismen -1237 T/C und 2848 A/G im TLR9-Gen sowie der drei mit dem Morbus Crohn assoziierten Mutationen im CARD15/NOD2-Gen erfolgte mittels PCR und anschliessender Restriktionsverdau. Die statistische Auswertung erfolgte mittels chi²-Test oder Fisher’s-Exakt-test.
Ergebnisse: Die Verteilung der beiden Polymorphismen -1237 T/C und 2848 A/G im TLR9-Gen war in den beiden Patientengruppen und der Kontrollgruppe vergleichbar. Somit wurde für die gesamte Gruppe der Patienten mit Morbus Crohn keine signifikante Assoziation mit den beiden Polymorphismen nachgewiesen. Nach Aufteilung der Patientengruppe in Abhängigkeit vom CARD15/NOD2-Status wurde eine signifikant erhöhte Frequenz von Träger des Allels -1237 C in TLR9 bei gleichzeitigem Vorliegen von Mutationen in CARD15/NOD2 beobachtet (35,2 % im Vergleich zu 25,0 % bei Patienten ohne Mutationen im CARD15/NOD2-Gen, p=0,020). Verglichen mit der Kontrollpopulation ergab sich für Träger des Allels -1237C bei gleichzeitigem Vorliegen von Mutationen im CARD15/NOD2-Gen eine OR von 1,62, 95% CI (1,13-2,32), p=0,008. Die beschriebene Assoziation erwies sich als gendosisabhängig, in Patienten mit zwei mutierten Allelen im CARD15/NOD2-Gen wurde die höchste Phänotypfrequenz des Allels -1237 C nachgewiesen [(43,6 %, OR 2.31 95 % CI (1.28-4.16), p=0,004 vs. Kontrollen].
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie ergänzen aus genetischer Sicht die kürzlich beschriebene funktionelle Beobachtung eines Synergismus zwischen TLR9 und CARD15/NOD2 in der Erkennung bakterieller Bestandteile. Es konnte hier erstmals eine wichtige Interaktion zwischen einem Promotorpolymorphismus im TLR9-Gen und Mutationen im CARD15/NOD2-Gen mit möglicher Relevanz in der Pathogenese des Morbus Crohn nachgewiesen werden. Derzeit werden ergänzende Untersuchungen zur Auswirkung des Polymorphismus -1237 T/C auf die TLR9-Expression in der Darmmukosa sowie hinsichtlich der Immunantwort nach Stimulation mit bakterieller DNA durchgeführt.