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Befall des zirkumferentiellen Resektionsrands nach Rektumresektion – Eine Risikoanalyse
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Der Befall des zirkumferentiellen Resektionsrandes (CRM-positiv; CRM: circumferential resection margin) nach mesorektaler Exzision bei Rektumkarzinom gilt als negativer Prognoseparameter mit höherer Lokal- und systemischer Rezidivrate sowie niedrigeren Überlebensraten. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Rate der als CRM-positiv klassifizierten Präparate nach Rektumresektion zu bestimmen und Risikofaktoren zu identifizieren.
Material und Methoden: Zwischen 3/97 und 8/2006 wurden 498 Patienten mit Rektumkarzinom operiert. Die patienten-, tumor- und operationsspezifischen Daten wurden prospektiv in einer Datenbank erfasst. Patienten mit Rektumexstirpation (n=103) und lokaler Exzision (n=46) wurden für die vorliegende Analyse von 349 Patienten mit Rektumresektion nicht berücksichtigt. Bei 96 Patienten erfolgte eine partielle- (PME) bei 253 eine totale mesorektale Exzision (TME). 232 (66.5%) Eingriffe wurden von zwei in der Technik der TME spezialisierten Chirurgen und 117 Resektionen (33,5%) von 14 weiteren Fachärzten für Chirurgie durchgeführt. Die pathohistologische Aufarbeitung erfolgte standardisiert. Am fixierten Präparat wurde der minimale tumorfreie Abstand zum zirkumferentiellen Schnittrand gemessen. Ein minimaler zirkumferentieller Sicherheitsabstand ≤1mm galt als CRM-positiv.
Ergebnisse: Die Kliniksletalität lag bei 2,3%, chirurgische Komplikationen traten bei 22,3% der Patienten auf. Nach Rektumresektion war der CRM von 39 Präparaten (11,2%) positiv. Bei 27 Präparaten (7,7%) war der CRM mikroskopisch infiltriert und bei 12 Präparaten (3,5%) reichte das Karzinom ≤1mm an den CRM heran. Karzinome des oberen, mittleren und unterem Drittel wurden zu 55%, 68% und 82% von spezialisierten Chirurgen operiert; die CRM-positiv-Raten lagen bezogen auf den Tumorsitz bei 15,6%, 11,2% und 3,8%. Nach univariater Analyse von 23 Parametern wurden signifikant (p<0,05) höhere CRM-positiv-Raten gefunden bei: erhöhtem präoperativem Risiko (ASA III/IV: 15,4%), Tumorsitz > 7,5 ab anocutan (13,8%), präoperativem CEA-Serumwert > 2,5 μg/l (16%), Tumordurchmesser > 4 cm (17,4%), Infiltration über die Lamina muscularis propria hinaus (pT3/pT4: 39/209; 18,6%), Lymphknotenmetastasen (19,1%), Fernmetastasen (28,6%), Operation durch nicht spezialisierte Chirurgen (18%), Notwendigkeit intraoperativer Blutgabe (19,7%), Erweiterung der Operation im kleinen Becken (54%), Operation nach Hartmann (46,7%) und inkompletter Schonung autonomer Beckennerven (21,2%). In der multivariaten Analyse ergaben sich der wandüberschreitende Tumor (p<0,001), die Operationserweiterung im kleinen Becken (p<0,001; odds ratio 9,4 (95%-CI: 2,7-31,9)), die Operation nach Hartmann (p=0,012; odds ratio 5,8 (95%-CI: 1,5-22,9)), der nicht spezialisierte Operateur (p=0,009; odds ratio 2,9 (95%-CI: 1,3-6,9)) und der Lymphknotenbefall (p=0,079; odds ratio 2,1 (95%-CI: 1,0-5,0)) als unabhängige Risikofaktoren.
Schlussfolgerung: Die Frequenz des Befalls des zirkumferentiellen Resektionsrandes nach Rektumresektion ist abhängig von der lokalen Ausdehnung des Karzinoms und von der Spezialisierung des Operateurs. Wegen seiner prognostischen und therapeutischen Relevanz sollte der CRM-Status standardisiert erfasst werden. Die Rate CRM-positiver Resektionspräparate könnte zukünftig als Qualitätsindikator für eine optimierte Chirurgie des Rektumkarzinoms dienen.