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Revisionen mit Megaprothesen bei multiresistenten Keimen - Was ist erlaubt?
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Nicht nur aufgrund der Adhärenz auf Fremdkörperoberflächen sind septische Implantatlockerungen durch multiresistente Keime zu einem nur mehr schwer beherrschbaren Problem geworden. Alter und Knochenqualität, Keimspektrum und Knochenlager erzeugen immer häufiger Extremsituationen bei denen ein Extremitätenerhalt („limb salvage“) nur mit größtem Aufwand erreicht werden kann. Megaprothesen könnten unausweichlich sein erhöhen aber gleichzeitig das Risiko für dasIinfektrezidiv.
Material und Methoden: In den letzten 5 Jahren (seit 01.06.2000) war bei 15 Patienten (Höchstalter 93a) mit multiresistentem Staph aureus (MRSA und MRSE) die Implantation von Megaprothesen aufgund der fortgeschrittenen Infektsituation notwendig geworden. Die Rekonstruktion erfolgte in Extremfällen mit Beckenteilersatz oder intramedullären Durchsteckprothesen oder totalem Femurersatz. Grundsätzlich verfolgen wir eine mehrzeitige Wechselstrategie; Endpunkt der vorbereitenden Lavagen und Debridements ist die Keimfreiheit. Wegen der schweren Defekte ist bei diesem Krankengut ein initialer (Mega-) Prothetischer Ersatz unausweichlich. Dafür allerdings werden die Megaimplantate programmiert (second look) lavagiert.
Ergebnisse: Bei 2 Patienten gelang die Erhaltung der Extremität nicht. Einmal musste sogar eine Exartikulation am Becken erfolgen. Die durchschnittliche Zahl der vorbereitenden und programmierten Revisionsoperationen beträgt in diesem Krankengut 4 (maximal 18) Lavagen. Bei 13 Patienten konnte eine selbstständige Remobilisation mindestens am Gehbänkchen erreicht werden. Eine (aufgrund der lokalen und allgemeinen Situation) Verwendung einer Unterarmgehstütze ist das optimale Ergebnis; dies wurde bei immerhin 4 Patienten ermöglicht. Serome entlang der großen Implantate sind die Regel; schon aus diesem Grunde muß eine frühzeitige Relavage erfolgen; unvermeidliche Paßfugen und Toträume der modularen Implantate sind darüber hinaus besondere Gefahren für Infektrezidive die bei der Hälfte unserer Patienten auftreten. Die Beobachtungen aus den letzten 2 a lassen eine enorme Zunahme dieses Krankengutes befürchten.
Schlussfolgerung: Große Defekte und Infektionen mit multiresistenten Keimen können in der endoprothetischen Wechselsituation durch Megaimplantate insofern beherrscht werden, als drohende Amputationen vermieden werden. Remobilisation und Integrität sind erhaltbar. Ein Rezidiv droht in ca. 50% der Patienten. Aus unserer Sicht ist auch bei ausweglosen Infektproblemen eine Verwendung von großen Implantaten erlaubt („limb salvage“). Aus diesem Grund ist die Überlegung zur gerechten Aufwandsentschädigung für die entsprechenden Kliniken mehr als gerecht.