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Integrinexpression beim Plattenepithelkarzinom des Ösophagus: Vergleichende Untersuchung zur Expression der Integrin-Untereinheiten α2, α3, α6, β1 und β4 in Primärtumoren und Ösophagusmukosa
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Integrine sind heterodimere Adhäsionsmoleküle, die sich aus einer α- und einer β-Untereinheit zusammensetzen. Sie tragen als Zell-Zell- und Zell-Matrix-Adhäsionsmoleküle zur Stabilität von Zellverbänden bei, ermöglichen durch dynamische Zell-Matrix-Interaktion die Zellmigration und beeinflussen als Signaltransduktoren Zelldifferenzierung und -proliferation. Veränderungen der Integrinexpression können bei vielen soliden Tumoren nachgewiesen werden, wobei aberrante Integrin-Expressionsmuster häufig mit einer schlechten Prognose assoziiert sind. Zur Integrin-Expression beim Ösophaguskarzinom ist bislang nur wenig bekannt.
Material und Methoden: Die Primärtumoren von 36 Patienten mit einem Ösophagus-Plattenepithelkarzinom (OSCC), die im Zeitraum von 1992-99 in der Klinik für Allgemein-, Thorax- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf operiert worden waren, wurden mit einer Immunfluoreszenzfärbung auf die Expression der Integrin-Untereinheiten α2, α3, α6, β1 und β4 untersucht. Dabei wurde sowohl die Stärke als auch das Muster der Expression berücksichtigt und mit der Integrin-Expression in der normalen Ösophagusmukosa verglichen. Die Expressionsprofile der einzelnen Tumoren wurden einer hierarchischen Ähnlichkeitsanalyse unterzogen und daraus hervorgegangene Patientensubgruppen auf gemeinsame pathohistologische und prognostische Merkmale untersucht.
Ergebnisse: Die Überexpression der Integrin-Untereinheiten α2, α3 und α6 im Tumorgewebe insgesamt war mit einem hohen Primärtumorstadium (pT3–4) assoziiert (p<0,05; p<0,07; p<0,1). Die α6- und β4-Expression am unmittelbaren Invasionsrand hob sich bei über 90% der Tumoren mit einer verstärkten Expression vom übrigen Tumorgewebe ab. Dabei korrelierte die Stärke der α6-Expression auf den Tumorzellen mit direktem Kontakt zum umgebenden Stroma mit dem rezidivfreien Überleben der Patienten (p<0,005). Patienten mit einer verstärkten Expression der β1-Untereinheit am Invasionsrand wiesen nur selten eine Lymphknotenmetastasierung (pN1) auf (p<0,02). Des Weiteren überlebten Patienten, die im Primärtumorgewebe ein polarisiertes Expressionsmuster aufwiesen, wie es in der Normalmukosa beobachtet wurde, länger rezidivfrei als Patienten, deren Tumoren eine ungeordnete Integrin-Expression zeigten. Insbesondere die polarisierte Expression der Untereinheiten α6- und β4 besaß hier einen prognostisch günstigen Einfluss (p=0,05; p<0,05). Kein Tumor mit einer polarisierten α6-Expression wies mehr als 3 Lymphknotenmetastasen (pLK≤3) auf. Der Nachweis von mehr als 3 Lymphknotenmetastasen (pLK>3) war signifikant mit einem verkürzten rezidivfreien Überlebensintervall assoziiert und stellte gemeinsam mit der α6-Expression am unmittelbaren Invasionsrand einen unabhängigen Prognosefaktor für das untersuchte Patientenkollektiv dar (p<0,01; p<0,02).
Schlussfolgerung: Der Nachweis eines aberranten Integrin-Expressionsmusters im Tumorgewebe war bei einem Teil der Patienten mit dem raschen Progress der Tumorerkrankung assoziiert. Demgegenüber korrelierte die erhaltene Polarisierung der Integrin-Expression mit einer lokal begrenzten lymphatischen Ausbreitung und einer günstigeren Prognose. Wie bei anderen Karzinomen stellt die Expression des α6β4-Integrins am unmittelbaren Invasionsrand möglicherweise einen zusätzlichen Marker zur Beurteilung der Aggressivität von Ösophagus-Plattenepithelkarzinomen dar.
Abbildung 1 [Abb. 1].