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Verändertes Abbauverhalten der in der Visceralchirurgie gängigen Nahtmaterialien in differierenden Geweben und unter bestimmten Milieubedingungen – eine ex vivo Studie
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Eine zu geringe Reißfestigkeit des Nahtmaterials kann schnell zum gefährlichen Schwachpunkt einer Anastomose werden, wenn diese während der kritischen Phase der Wundheilung nicht mindestens über der Festigkeit des Gewebes liegt. Wir haben den gewebespezifischen Funktionsverlust resorbierbarer Nahtmaterialien untersucht und die Einflussnahme bestimmter Milieubedingungen herausgestellt.
Material und Methoden: Fünf häufig verwendete Nahtmaterialien, Vicryl, Dexon Bicolor, Polysorb, Monocryl und Maxon wurden in 8 Organe von Wistar Ratten implantiert und nach 3, 7, 14, 21 und 28 Tagen die lineare Zugfestigkeit und die Knotenbruchfestigkeit gemessen. Untersucht wurde das Verhalten im Fettgewebe, Muskultaur, Leber, Magen, Pankreas, Caecum, Colon und Myometrium. In vitro wurden die Nahtmaterialien für 7 Tage in Referenferenzkeimkulturen von Staphylokokkus aureus, koagulase negative Staphylokokken, E.coli, Pseudomonas aeroginosa und Proteus mirabilis inkubiert. Als weiteres Kriterium dienten sterilen NaCl - Lösungen mit differierenden pH Werten (6, 7.4 und 9). Als Referenzgröße diente hierbei die Lineare Zugfestigkeit. Die Messungen erfolgten mittels Tensiometer.
Ergebnisse: Polyfile Nahtmaterialien weisen im Colon und Caecum ab dem 7. Tag einen signifikanten Funktionsverlust der LZF und der KBR gegenüber allen anderen Organen auf. Nach 2 Wochen betrug die LZF bzw. KBR nur noch zwischen 41 und 46%. Ein beschleunigter Abbau erfolgte im geringeren Ausmaß auch in Pankreas, Leber und Myometrium (52-60% nach 2 Wochen). Dagegen wurde im Fettgewebe, Magen und der Muskulatur ein verzögerter Funktionsverlust (63-68% nach 14 Tagen) festgestellt. Dies galt nicht für monofile Fäden. In vitro wurde ein signifikant beschleunigter Funktionsverlust nach Inkubation der Fäden in Keimkulturen nachgewiesen. Eine Abnahme der LZF findet auch bei höheren alkalischen pH Werten statt, jedoch im geringern Umfang.
Schlussfolgerung: Resorbierbare polyfile Nahtmaterialien weisen einen vorzeitigen Funktionsverlust nach bakterieller Kontamination sowie bei höheren pH Werten auf. Dies beeinflusst die Wahl des Nahtmaterials im Infektfall. Zudem sollten in der Colonchirurgie nur mittel- oder langfristig absorbierbaren monofilen Nahtmaterialien der Stärke 3/0 angewandt werden.