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Einfluß von Somatostatin auf Magenentleerungsstörungen nach Whipple-Operation: eine prospektiv-randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblindstudie
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Octreotid, welches in der Pankreaschirurgie zur Reduktion der Pankreassekretion eingesetzt wird, verändert die humane Magenfunktion in Form einer veränderten Reflexantwort des Magens auf Dehnungsreize und einer verzögerten Magenentleerung mit einer Inzidenz von 12-66% in der Literatur. Wir untersuchten daher in dieser prospektiv randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie den Einfluß von Somatostatin auf die postoperative Magenentleerung nach partieller Duodenopan-kreatektomie.
Material und Methoden: 67 Patienten, welche konsekutiv aufgrund einer benignen oder malignen Erkrankung eine Whipple-Operation erhielten, konnten in die prospektiv-randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblindstudie eingeschlossen werden. Nach Feststellung der Resektabilität wurden die Patienten randomisiert und erhielten verblindet 3x täglich entweder NaCL (Kontrolle) oder 100μg Octreotid® (Somatostatin) innerhalb der ersten 7 postoperativen Tage. Am 6. postoperativen Tag (POD) wurde ein H2-Atemtest nach Einnahme einer laktulosehaltigen Testmahlzeit zur Bestimmung der Mund-Zökum-Transit-Zeit sowie am 7. POD eine Magenszintigraphie zur Erhebung der Magenentleerungszeit durchgeführt. Mittelwert±SEM; Gruppenvergleich mittels t-Test oder Mann-Whitney-U Test.
Ergebnisse: Beide Patientenkollektive (Kontrolle n=32; Somatostatin n=35) unterschieden sich nicht bezüglich des Alters (64,8±2,0vs.59,9±2,0), des Geschlechts sowie potentieller Risikofaktoren (ASA-Score: 2,4±0,2vs.2,2±0,1). Ein maligner Tumor war bei 21/32 respektive 22/35 sowie eine chronische Pankreatitis bei 7/32 respektive 10/35 Patienten Grund für die Operation. Die standardisierte pylorus-erhaltende Whipple-Operation mit orthotoper Rekonstruktion, termino-lateraler Pankreasanstomose und erweiterter Lymphadenektomie (24/32vs.25/35Patienten) wurde innerhalb der gleichen Zeitspanne (303,8±13,3vs.322,3±14,9min) mit der Notwendigkeit zur intraoperativen Substitution von Blutkonserven nur in Einzelfällen bei vergleichbarem Blutverlust (693,6±92,8vs.658,6±57,3ml) durchgeführt. Postoperativ gleichlanger Krankenhausaufenthalt (16,6±1,8vs.17,0±2,2Tage). Reoperationen waren bei 3 respektive 5 Patienten (Nachblutung, Gallengangsleckage) bei einer Mortalität von 1/32 Patienten in der Kontroll-Gruppe (Multiorganversagen) sowie 2/35 Patienten in der Somatostatin-Gruppe (Multiorganversagen; Pankreasfistel+Pneumonie) notwendig. Des weiteren konnte kein signifikanter Unterschied im Auftreten einer postoperativen Pankreasfistel Grad B+C nach Bassi C et al. (Surgery 2005)(12,5%vs.14,3%) beobachtet werden. Kein Unterschied bezüglich der postoperativen Magenfunktion im Gruppenvergleich: Abschluß des Kostaufbaus nach 12,0±1,4 respektive 12,0±1,2 Tagen; klinische Magenentleerungsstörung (Abschluß Kostaufbau >21. POD oder Magensonde für >14d) in 12,5% versus 17,1% der Patienten; leicht beschleunigte Mund-Zökum-Transit-Zeit (67,0±5,7vs.65,0±6,5min); verzögerte Magenentleerung in der Magenszintigraphie am 7.POD (86,7±18,0vs.76,3±15,1min).
Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, daß Somatostatin keinen negativen Einfluss auf die Magenentleerung nach Whipple-Operation hat und das Risiko für das Auftreten einer postoperativen Pankreasfistel Grad B+C nicht verringern kann. Ein prophylaktischer perioperativer Einsatz scheint deshalb aus unserer Sicht bei der Whipple-Operation nicht indiziert zu sein. Die niedrige Rate an Magenentleerungsstörungen von insgesamt 15% führen wir auf die Rekonstruktionstechnik mit orthotopem Hochzug des Jejunum-Anschluss-Segments zurück.