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Vorstellung einer Langzeitstudie zur Erhebung der Lokalisationsfähigkeit bei neuimplantierten CI-Träger:innen mit verschiedenen Versorgungsformen
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Published: | March 18, 2025 |
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Fragestellung: Ziel dieser Langzeitstudie ist die Dokumentation des Verlaufs der Lokalisationsleistung, des Sprachverstehens und der subjektiven Wahrnehmung bei erwachsenen Patient:innen mit Cochlea-Implantaten (CI) sowie die Analyse der Zusammenhänge zwischen diesen Aspekten.
Methoden: Die Datenerhebung beginnt zwei Wochen nach der Erstanpassung und erfolgt alle zwei, vier, acht und zwölf Monate. Das Richtungshörvermögen wird mit dem „Erfassen des Richtungshörens für Kinder (ERKI)-System“ [1] gemessen, wobei der horizontale Lokalisationsbereich (±75°) in 5°-Schritten untersucht wird. Als Stimulus dient ein 300 ms langer Ausschnitt des ISTS-Sprachsignals /alors/ (70 dB SPL, ±3 dB Pegel-Roving), der fünfmal pro Winkel präsentiert wird. Das Sprachverstehen wird im Freiburger Einsilbertest bei 65 dB SPL erfasst. Die subjektive Einschätzung des Hörvermögens erfolgt mit dem „Speech Spatial Qualities Questionnaire (SSQ12)", der die Subskalen „Speech", „Spatial“ und „Qualities“ umfasst [2].
Die Studie befindet sich noch in der Datenerhebung. Aktuell basiert die Analyse auf Daten von zwölf Patient:innen (sieben bimodal, drei mit einseitiger Taubheit und zwei bilateral mit CI versorgt), die die Studie abgeschlossen haben. Es wurden 48 SSQ12, sowie 51 Freiburger Einsilber- und Richtungshörtests ausgewertet. Die statistische Analyse erfolgte mit IBM SPSS Statistics (Version 29.0.2.0) bei einem Signifikanzniveau von p < 0.05.
Ergebnisse: Im Vergleich zu zwei Wochen nach der Erstanpassung zeigte sich beim Richtungshören eine signifikante Verringerung des Root Mean Square Error (RMSE) nach acht Monaten (t(36) = -3.114, p = 0.033) und zwölf Monaten (t(35) = -3.432, p = 0.016). Das Einsilberverstehen verbesserte sich signifikant nach vier Monaten (t(36) = 3.334, p = 0.018) und zwölf Monaten (t(36) = 3.596, p = 0.010). Die SSQ12-Gesamtwerte zeigten nach zwölf Monaten keine signifikanten Unterschiede (t(32) = 2.143, p = 0.398), ebenso wie die Subskalen „Speech“ (t(32) = 0.684, p = 1.000) und „Qualities“ (t(32) = 1.057, p = 1.000). Ein Wert nahe der statistischen Signifikanz ergab sich für die Subskala „Spatial“ (t(32) = 2.974, p = 0.055). Es wurde bislang kein Zusammenhang zwischen Richtungshörvermögen, Sprachverständnis und subjektiver Wahrnehmung gefunden.
Diskussion: Das Richtungshören wies sowohl intra- als auch interindividuelle Schwankungen im Verlauf der Messungen auf, sodass nicht bei allen Patient:innen eine Verbesserung beobachtet wurde. Es zeigte sich kein klarer Zusammenhang zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiven audiologischen Tests: Während sich Sprachverstehen und Richtungshören signifikant verbesserten, blieb die subjektive Einschätzung nach einem Anstieg nach zwei Monaten unverändert. Die Entwicklung des Sprachverstehens ist vergleichbar mit Beschreibungen früherer Arbeiten, insbesondere in Bezug auf die charakteristische „Restaurationszeit", die den initialen Anstieg beschreibt [3]. Es sind weitere Analysen mit mehr Teilnehmer:innen geplant.
Literatur
- 1.
- Plotz K, Schmidt K. Lokalisation realer und virtueller Schallquellen mit einem automatisierten Erweiterungsmodul am Mainzer-Kindertisch. Zeitschrift für Audiologie. 2017;56(1):6-18.
- 2.
- Cañete O. The 12-item Speech, Spatial and Qualities of Hearing Scale questionnaire: Administration suggestions and guidance. Auditio. 2023;7. DOI: 10.51445/sja.auditio.vol7.2023.0094
- 3.
- Hoth S. Der Nutzen von Verlaufsdiagrammen nach der Versorgung mit Cochlea-Implantat. Zeitschrift für Audiologie. 2020;59(1):16-9.