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Spektral-temporale Sensitivität entlang des Cochlea-Implantat-Elektrodenträgers: Erkenntnisse aus psychoakustischen Tests basierend auf Reaktionszeiten
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Published: | March 18, 2025 |
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Fragestellung: Das Sprachverstehen ist unter anderem von der spektral-temporalen Sensitivität abhängig, welche uns beispielsweise ermöglicht, Phoneme zu unterscheiden. Cochlea-Implantat (CI) Träger:innen erhalten jedoch einen reduzierten auditorischen Input, unter anderem durch Interaktion zwischen verschiedenen Stimulationskanälen. Diese Studie zielt darauf ab, die spektral-temporale Sensitivität zu bestimmen und den spezifischen tonotopischen Regionen entlang des CI-Elektrodenträgers zuzuordnen.
Methoden: Vierzehn erwachsene Teilnehmer:innen, mit einem CI der Firma Advanced Bionics, nahmen an der Studie teil. Sechs Monate nach der Implantation wurde der „Electrode Interaction Reaction Time“ (ELiRT) Test durchgeführt. Dabei wurden die Reaktionszeiten (reaction time, RT), welche benötigt wurden, um auf eine Modulationsänderung zu reagieren, gemessen. Die zu detektierende Modulationsänderung der Ziel-Elektrode änderte sich von 72 Hz auf 14 Hz, während gleichzeitig die benachbarte Elektrode mit einer Störfrequenz von 81 Hz stimulierte. Acht verschiedene Elektrodenpaare wurden getestet, um die temporale Modulationssensitivität zu bestimmen, welche durch die spektrale Selektivität beeinflusst wird. Ein Jahr nach der CI-Aktivierung wurden mit den Teilnehmer:innen der „Spectral-Temporal Modulation Reaction Time“ (STM-RT)-Test über Bluetooth durchgeführt. Dabei wurde die RT auf unvorhersehbare Änderungen der akustischen Stimuli gemessen. Die Stimuli bestanden aus Breitband-Pink Noise mit schmalbandigen Modulationsänderungen in vier verschiedenen Frequenzbändern (0,5 Hz, 1, 2 und 4 kHz). Zusätzlich wurde ein adaptiver Speech-in-Noise (SPIN)-Test durchgeführt.
Ergebnisse: Resultate der ELiRT und STM-RT Tests zeigten Variationen in der spektral-temporalen Sensitivität zwischen den Teilnehmer:innen und entlang des Elektrodenträgers. Die basale Region zeigte eine signifikante Verzögerung in der RT für die ELiRT Test, während die apikale Region bei 500 Hz eine signifikante Verzögerung der STM-RT zeigte. Der Durchschritt der RT über die verschiedenen Stimuli hatte nur bei ELiRT einen signifikanten Einfluss auf den SPIN-Test (p=0.04). Das Alter verzögerte die RT des STM-RT Tests signifikant (p=0.04).
Schlussfolgerung: Die STM-RT- und ELiRT-Daten liefern wertvolle frequenzspezifische Informationen, welche das Verständnis der individuellen auditiven Verarbeitungsfähigkeiten bei CI- Versorgung erweitern. Diese Tests könnten zur Unterstützung personalisierter Anpassungen der CI-Sprachprozessor-Einstellungen beitragen, um das Sprachverständnis im Störlärm zu verbessern.