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Oldenburger Satztest zur Bestimmung der Dämpfung und Verzerrungskomponenten nach Plomps Model
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Published: | March 18, 2025 |
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Fragestellung: Wie genau lässt sich das von Plomp [1] entwickelte Modell für das Hören im Störschall, das zwischen den Parametern Dämpfung (A-Komponente) und Verzerrung (D-Komponente) differenziert, auf eine klinische Population anwenden und verifizieren? Während die Dämpfungskomponente durch Hörhilfen ausgeglichen werden kann, ist dies bei der Verzerrungskomponente nicht möglich. Um die beiden Komponenten bestimmen und das Sprachverstehen mit Hörgeräten einschätzen zu können, sind die Messungen der Sprachverständlichkeitsschwelle (SRT) sowohl in Ruhe als auch im Störgeräusch erforderlich. Dabei ist es entscheidend, dass die Messungen im Störgeräusch, unter Berücksichtigung des individuell an den jeweiligen Hörverlust angepassten Störschallpegels durchgeführt werden (Wardenga et. al., submitted). Ähnliche Ansätze zur präzisen Modellierung individueller Verzerrungskomponenten wurden von Hülsmeier und Kollmeier [2] untersucht.
Methoden: Zur Analyse wurden Messdaten von 108 Personen mit und ohne Hörverlust herangezogen. Die Datensätze umfassen Messungen des SRT in Ruhe, sowie bei verschiedenen Störschallpegeln (55, 65, 75, 85, 95 dB SPL) unter Anwendung des Oldenburger Satztests (OLSA), tonaudiometrische Daten, sowie Ergebnisse des Freiburger Einsilber Tests. Die A- und D-Komponenten wurden entsprechend Plomps Modell bestimmt und auf ihre Korrelation mit tonaudiometrischen Daten hin untersucht.
Ergebnisse: Trotz sehr ähnlichen mittleren Hörverlusten sind die Verläufe der Sprachverständlichkeit sehr unterschiedlich. Für die A-Komponente ließ sich ein RMSE von 4,28 dB SNR (R²=0,95) in Bezug auf die gemittelten Hörverluste bei 0,25, 0,5 und 1 kHz (PTA1) mit einer Steigung von 0,8 dB/dB HL ermitteln. Die D-Komponente zeigt die beste Korrelation mit dem gemittelten Hörverlust unter Einbezug höherer Frequenzen (PTA4; 0,5, 1, 2 und 4 kHz) mit einer Steigung von 0,09 dB/dB HL und einem R² von 0,60 (RMSE=1,59 dB SPL). Ähnliche Ergebnisse wurden bei Hülsmeier (2022) ermittelt. Alternativ zur SRT-Messung in Ruhe können auch tonaudiometrische Daten oder Ergebnisse des Wortverstehens in Ruhe zur Bestimmung der Komponenten verwendet werden, wobei allerdings eine größere experimentelle Unsicherheit resultiert.
Schlussfolgerung: Das A+D Modell von Plomp lässt sich in unserer klinischen Population sehr gut anhand der Ergebnisse des Oldenburger Satztestes zur Unterscheidung von Dämpfung und Verzerrung anwenden. Die Studie zeigt, dass die A-Komponente stark mit niedrigen Frequenzen (PTA1) korreliert, während die D-Komponente besser durch höhere Frequenzen (PTA4) erklärt wird. Diese Erkenntnisse stimmen mit den Ergebnissen von Hülsmeier und Kollmeier (2022) überein, die die Bedeutung von überschwelligen Messgrößen für die präzise Vorhersage audiologischer Ergebnisse betonen.
Literatur
- 1.
- Plomp R. A signal-to-noise ratio model for the speech-reception threshold of the hearing impaired. J Speech Hear Res. 1986 Jun;29(2):146-54. DOI: 10.1044/jshr.2902.146
- 2.
- Hülsmeier D, Kollmeier B. How much individualization is required to predict the individual effect of suprathreshold processing deficits? Assessing Plomp's distortion component with psychoacoustic detection thresholds and FADE. Hear Res. 2022 Dec;426:108609. DOI: 10.1016/j.heares.2022.108609