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Tinnitusbelastung, depressive Symptome und kognitive Veränderungen bei CI Patienten mit uni- und bilateraler Hörminderung
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Published: | March 18, 2025 |
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Einleitung: Zusätzlich zur Kognition sind in einer DFG- geförderten prospektiven Kohortenstudie auch die depressiven Symptome und die Tinnitusbelastung bei jüngeren (25–55 Jahre, JG) und älteren Erwachsenen (56–75 Jahren, ÄG) mit unilateraler (SSD) und bilateraler Hörminderung (BL) vor und ein Jahr nach einem Cochlea-Implantat (CI) untersucht worden. Die Patienten der BL Gruppe tragen kontralateral ein Hörgerät.
Methodik: An zwei Messzeitpunkten wurden präoperativ (05/20–09/22) (N=73) und ein Jahr postoperativ (07/21–01/23) (N=47) die depressiven Symptome mit dem BDI II (Beck Depression-Inventar) und die Tinnitusbelastung auf einer Skala von 1 (kaum, gar nicht) bis 5 (extrem) erhoben. Die neurokognitive Testbatterie umfasste den VLMT, NVLT, TMT-B, GoNoGoTAP, N-backTAP und RWT. In dieser Auswertung werden nur Daten von Patienten mit beiden Messzeitpunkten (N=47; SSD n=15, BL n=32) betrachtet und die Hörmodalität (SSD, Bimodal) sowie die Altersgruppen (JG, ÄG) verglichen. Die statistische Auswertung erfolgte mittels nicht-parametrischer Tests und wurde mit SPSS 29.0.1.0. ausgeführt.
Ergebnisse: Jüngere Patienten (MW=3,1a vs. 2,5a; 11,5b vs. 6,7b) und Patienten mit SSD (MW=3,3a vs. 2,5a; 11,7b vs. 6,1b) geben sowohl im 1. als auch im 2. MZ eine höhere Tinnitus Belastunga und depressive Symptomeb an als die ÄG (MW=2,7a vs. 2,4a; 9,4b vs. 5,4b) und Patienten mit BL (MW=2,7a vs. 2,3a; 9,4b vs. 5,8b). Die Belastung nimmt 12 Monate nach der CI- Implantation signifikant ab (p=0,030a; p=0,003b). Bei den kognitiven Fähigkeiten schneidet die ÄG in MZ1 und MZ2 in der Wortflüssigkeit (RWT) (MW Prozentränge: S-Wörter MZ1=45,2p=0,006; MZ2=47,5p=0,015; Tiere MZ1=56,2p=0,043; G_R MZ1=45,4p<,001; MZ2=43,2p=0,001) signifikant besser ab als die JG (S-Wörter MZ1=26,7; MZ2=27,8; Tiere MZ1=34,6; G_R MZ1=15,3; MZ2=18,5). Bei der kognitiven Flexibilität (TMT-B Bearbeitungszeitc) und dem Episodischen Gedächtnis (NVLTd) ist die JG (MWc=77,3secp=0,004 vs. 77,2secp=0,002; T-Wert MWd=53,1p=0,036 vs. 57,6p=0,011) in beiden Messzeitpunkten signifikant der ÄG überlegen (ÄG MWc=108,3sec vs. 104,0sec; T-Wert MWd=48,2 vs. 50,5). Bei der Hörmodalität gibt es bis auf den RWT (S-Wörterp=0,044) und N-backTAPp=0,020 im 2. MZ, wo die Gruppe der BL höhere Scores erreichen, keine signifikanten Unterschiede.
Diskussion: Erwartungsgemäß zeigt die ÄG niedrigere kognitive Werte als die JG, jedoch ist auch die JG in der Wortflüssigkeit signifikant der ÄG unterlegen. Die jüngeren Patienten geben im Vergleich zu den älteren eine höhere Belastung (Tinnitus, Depression) an ebenso die Patienten mit SSD im Vergleich zu den Patienten mit bilateralem Hörverlust. Es ist zu vermuten, dass auch durch SSD ein kognitiver Abbau auftreten kann, der mit dem depressiven Status in Verbindung stehen könnte. Die Versorgung mit einem CI wirkt diesem entgegen und begünstigt die Reduktion der Tinnitus- und depressiven Belastung und kann zusätzlich eine Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit fördern.