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Verwendung eines Knochenleitungshörgeräts als taktiles Hilfsmittel
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Published: | March 18, 2025 |
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Hintergrund: Mit dem Aufkommen von Cochlea-Implantaten sind taktile Hilfsgeräte für Personen mit ausgeprägten Schwerhörigkeiten bereits vor Jahrzehnten obsolet geworden. In seltenen Fällen können sie dennoch einen beschränkten Nutzen bringen. Wir berichten über den Fall einer 25-jährigen Frau mit Bosley-Salih-Alorainy-Syndrom und beidseitiger Cochlea-Aplasie.
Fallbericht und Vergleichsgruppe: Nachdem Abklärungen ergeben haben, dass weder Cochlea- noch Hirnstammimplantate Optionen waren und da taktile Hilfsmittel nicht mehr kommerziell erhältlich sind, wurde ein Knochenleitungsgerät des Typs Baha 6 max (Fa. Cochlear, Mölnlycke, Schweden) an einem Softband als taktiles Hilfsmittel erprobt. Verglichen wurden die übliche retroaurikuläre Position und eine von der Patientin bevorzugte Position am Handgelenk. Die Wahrnehmungsschwellen wurden im freien Schallfeld mit und ohne Baha gemessen. Da wir keine Erfahrung mit taktilen Anwendungen hatten, wurden zudem drei beidseitig ertaubte erwachsene Cochlea-Implantat-Benutzer unter den gleichen Bedingungen getestet.
Ergebnisse: Bei 250–1.000 Hz wurden akustische Signale mit Pegeln von über etwa 45–60 dB zuverlässig als Vibrationen wahrgenommen, wenn das Gerät am Handgelenk getragen wurde. Bei retroaurikulärer Platzierung waren die Schwellen um etwa 10 dB schlechter. Die Unterscheidung verschiedener akustischer Signale war nahezu unmöglich. Dennoch nutzt die Patientin das Knochenleitungsgerät Gerät und kann damit laute akustische Signale wahrnehmen.
Schlussfolgerungen: Fälle, in denen der Einsatz taktiler Hilfsmittel bei Taubheit sinnvoll ist, dürften sehr selten sein. Die Verwendung eines Knochenleitungsgerätes, z.B. am Handgelenk, kann möglicherweise gelegentlich nützlich sein, die Wahrnehmung ist jedoch auf tiefe Frequenzen und hohe Pegel beschränkt.