Article
Evaluierung der Greenwood-Funktion zur Frequenzzuordnung bei Cochlea-Implantat-Patienten: Tonhöhenwahrnehmung und mögliche Anpassungen
Search Medline for
Authors
Published: | March 18, 2025 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die tonotope Frequenzverteilung entlang der Cochlea wird üblicherweise durch die Greenwood-Funktion beschrieben, die den hörbaren Frequenzbereich von 20–20.000 Hz auf das Corti-Organ und in Kombination mit zusätzlichen anatomischen Informationen auf die Spiralganglienzellen projiziert. Da aktuelle Bestrebungen zur natürlicheren Klangwahrnehmung bei Cochlea-Implantat (CI)-Trägern die Greenwood-Funktion nutzen, um eine realistischere bzw. individualisierte Tonhöhenwahrnehmung zu erreichen, ist es wichtig zu überprüfen, wie gut diese Frequenzzuordnung der tatsächlichen Wahrnehmung von CI-Nutzern entspricht.
Methoden: Um die Wahrnehmung des CIs mit dem normalhörenden Ohr als Referenz zu vergleichen, wurden Tonhöhenabgleich-Experimente mit 9 einseitig tauben, erfahrenen CI-Patienten an 4 verschiedenen Terminen durchgeführt. Zwei verschiedene MAPs kamen zum Einsatz: eine auf der Greenwood-Funktion und auf der individuellen Bildgebung basierende Frequenzzuweisung für die intracochleären Elektroden und eine MAP mit Standardfrequenztabelle. Während der Sitzungen wurde die CI-Stimulation sowohl mit den Mittenfrequenzen der einzelnen Elektroden als auch mit in der Audiometrie angewandten Frequenzen zwischen 250 und 4.000 Hz durchgeführt. Die Patienten sollten einen Ton, der über einen Lautsprecher an das normalhörende Ohr abgegeben wurde, anpassen, um die wahrgenommene Tonhöhe mit der des CIs abzugleichen.
Ergebnisse: Fünf der neun Teilnehmer konnten den Tonhöhenabgleich sicher durchführen. Während es individuelle Abweichungen bei der Frequenz-zu-Ort-Zuordnung gab, war insgesamt eine gute Übereinstimmung mit der Greenwood-Funktion zu beobachten. Bei Frequenzen unter 1.000 Hz zeigte sich tendenziell ein steilerer Abfall der Tonhöhenwahrnehmung, d.h., dass die elektrische Stimulation tiefer wahrgenommen wurde, als von Greenwood vorhergesagt.
Schlussfolgerungen: Die Greenwood-Funktion eignet sich grundsätzlich gut, um eine individualisierte Frequenzzuordnung bei CI-Patienten basierend auf einer individuellen Bildgebung durchzuführen. Jedoch könnten individuelle Anpassungen dazu beitragen, die Wahrnehmung der Patienten besser abzubilden. Der schnellere Abfall der Tonhöhenwahrnehmung im tieffrequenten Bereich ist wahrscheinlich der Verdichtung der Spiralganglionzellen in der Höhe der zweiten Windung geschuldet und könnte durch eine leichte Modifikation der Greenwood-Funktion kompensiert werden.
Da weitere Faktoren wie neurale Degeneration, aber auch der Stimulationsrate diese Wahrnehmung beeinflussen, bleibt die Entwicklung einer möglichst natürlichen Tonhöhenwahrnehmung eine herausfordernde Aufgabe.