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Der Rückgang der depressiven Symptomatik von jüngeren und älteren CI-Patienten 12 Monate nach einem CI ist kein Prädiktor für die Verbesserungen der kognitiven Leistungen
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Published: | March 18, 2025 |
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Fragestellung: Ältere Erwachsene mit einem Hörverlust ab dem Erwachsenenalter haben ein erhöhtes Risiko für einen kognitiven Abbau und für Depressionen. Unsere Studie befasst sich mit der Frage, ob sich ein möglicher Rückgang der sekundären depressiven Symptomatik (sekundär: vermutete Folge des Hörverlusts) nach einer Cochlea-Implantation (CI) auf den kognitiven Status auswirkt. Eine weitere Frage betrifft mögliche Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen.
Methoden: Für diese multizentrische Kohortenstudie wurden 61 Teilnehmer im Alter von 25–75 Jahren rekrutiert. Einschlusskriterien waren ein symmetrischer beidseitiger sensorineuraler Hörverlust im Erwachsenenalter und die Indikation für ein CI (erstes CI, schriftliches Einverständnis liegt vor). Zwölf Monate nach dem CI hatte sich Studienpopulation auf 41 Teilnehmer reduziert („jüngere“ Gruppe, 25–59 Jahre alt, n=20; „ältere Gruppe“, 60–75 Jahre alt, n=21). Zur Beurteilung des Hörvermögens wurden audiologische Spracherkennungstests und das Abbreviated Profile of Hearing Aid Benefit (subjektives Hörvermögen) eingesetzt. Klinische und subklinische depressive Symptome wurden mit dem Beck-Depressions-Inventar (BDI II) erfasst. Der kognitive Status wurde mit einer neurokognitiven Testbatterie ermittelt. Die Untersuchungen fanden unmittelbar vor der Operation, 3 Monate und 12 Monate nach dem CI statt.
Ergebnisse: Nach dem CI verbesserten sich die Spracherkennung und das subjektive Hörvermögen signifikant, und der Schweregrad der sekundären depressiven Symptomatik ging signifikant zurück. Die kognitiven Leistungen verbesserten sich ebenfalls, allerdings war lediglich die Verbesserung in der semantischen Wortflüssigkeit signifikant, und auch nur in der älteren Gruppe. Die Verbesserung des Hörvermögens korrelierte weder mit der Veränderung der depressiven Symptomantik noch mit der Veränderung der kognitiven Leistungen. Die Veränderung der depressiven Symptomatik sagte die Veränderungen bei den kognitiven Leistungen nicht voraus. 12 Monaten nach CI schnitt die ältere Gruppe bei der semantischen Wortflüssigkeit signifikant besser ab, als die jüngere Gruppe. Davon abgesehen gab es bei den Hörleistungen, bei der depressiven Symptomatik und bei den kognitiven Leistungen keine signifikanten Unterschiede zwischen der jüngeren und der älteren Gruppe.
Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse stehen im Widerspruch zu bestehenden Modellen über den Zusammenhang zwischen Hörverlust, depressiver Symptomatik und kognitiven Leistungen. Außerdem rechtfertigen sie die Hypothese, dass Hörverlust auch im jüngeren und mittleren Alter mit einem kognitiven Abbau assoziiert ist. Schließlich, da Defizite in der semantischen Wortflüssigkeit als Marker für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz im Alter gelten, kann das Ergebnis einer verbesserten semantischen Wortflüssigkeit nach dem CI als Hinweis dafür gesehen werden, dass ein CI zur Prävention kognitiver Beeinträchtigungen beiträgt