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27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie
und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO

19. - 21.03.2025, Göttingen

Simultane bi-lokale Elektrocochleographie während der Cochlea-Implantation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Flurin Pfiffner - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz
  • Leanne Sijgers - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz
  • Marlies Geys - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz
  • Dorothe Veraguth - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz
  • Christof Röösli - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz
  • Alexander Huber - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz
  • Adrian Dalbert - Universität Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen. Göttingen, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc066

doi: 10.3205/25dga066, urn:nbn:de:0183-25dga0662

Published: March 18, 2025

© 2025 Pfiffner et al.
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Text

Hintergrund: Die Elektrocochleographie (ECochG) ermöglicht ein Echtzeit-Monitoring der cochleären Funktion während der Cochlea-Implantat (CI) Operation. Aufgrund der Veränderung des Ortes der Reizantwortaufnahme relativ zu den Signalgeneratoren während der CI-Elektrodeneinführung sowie der intracochleären Variation der Signalpopulationen, ist die Interpretation der cochleären Funktion durch ECochG-Signale jedoch limitiert. Die zugrundeliegenden Mechanismen der ECochG-Signaländerungen lassen sich insbesondere nicht eindeutig erklären, wenn die ECochG ausschliesslich über den apikalsten Elektrodenkontakt abgeleitet wird. Das Ziel dieser Studie ist zu untersuchen, ob diese Einschränkung durch simultane bi-lokale ECochG-Ableitungen überwunden werden kann und zu zeigen, dass ECochG Änderungen nicht immer auf ein Trauma hinweisen.

Methode: Bei CI-Patienten mit Restgehör wurde ein temporärer Elektrodenträger (ANTS) schrittweise in die Cochlea eingeführt. Bei jedem Schritt wurden die ECochG-Reizantworten intracochleär über den apikalsten Kontakt und simultan entweder (Gruppe 1, N=10) über eine extracochleäre ECochG-Nadelelektrode oder (Gruppe 2, N=10) über einen zweiten benachbarten Kontakt des Elektrodenträgers abgeleitet.

Der akustische Reiz war ein 500 Hz Tonburst mit 110 bis 120 dB SPL. Für Auswertung der ECochG-Signale wurden die cochlear microphonics (CM) bestimmt, welche primär den Reizantworten der äusseren Haarzellen zugeordnet werden.

Ergebnisse: In Gruppe 1 waren bei allen Teilnehmenden die intracochleären CM-Amplituden grösser als die extracochleär aufgezeichneten Signale. Die grösseren Fluktuationen der intracochleären CM-Signale widerspiegelten sich nicht in extracochleären CM-Signalen.

In Gruppe 2 konnte bei vier von zehn Teilnehmern eine CM-Abnahme am basaleren Elektrodenkontakt registriert werden, die der vorhergehenden apikalen Abnahme folgte. Bei den übrigen sechs Teilnehmern wurde entweder keine Abnahme am basaleren Elektrodenkontakt festgestellt (in vier Fällen) oder eine unerwartete Amplitudenabnahme beobachtet (in zwei Fällen).

Schlussfolgerungen: Phasen- und Amplitudenabnahmen bei intracochleären ECochG-Signalen können ohne simultane extracochleäre Änderungen gemessen werden. Diese Beobachtung lässt sich auf Positionsänderungen der Messelektrode zurückführen, welche Signale von unterschiedlichen intracochleären Signalgeneratoren aufzeichnet. Simultane ECochG-Aufzeichnungen mit zwei benachbarten intracochleären Elektroden können an gleicher Aufnahmestelle eine sich wiederholende Amplitudenabnahme zeigen. Dies bedeutet, dass eine Amplitudenabnahme in diesem Fall nicht als Hinweis auf ein Insertionstrauma zu werten ist. Eine solche Fehlinterpretation kann bei durchgeführten intracochleären ECochG mit nur einer Messelektrode auftreten. Die beiden vorgestellten Ansätze mit bi-lokalen ECochG-Messungen leisten einen Beitrag zur Erweiterung der Interpretation von CM-Reizanworten und der cochleären Funktion.


Literatur

1.
Dalbert A, Sijgers L, Grosse J, Veraguth D, Roosli C, Huber A, Pfiffner F. Simultaneous Intra- and Extracochlear Electrocochleography During Electrode Insertion. Ear Hear. 2021 Mar/Apr;42(2):414-24. DOI: 10.1097/AUD.0000000000000935 External link
2.
Sijgers L, Bertschinger R, Geys M, Kunut A, Röösli C, Huber A, Pfiffner F, Dalbert A. Bilocated Intracochlear Electrocochleography during Cochlear Implantation to Provide Surgical Feedback [submitted].