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Selbsteinschätzung des Hörstatus zur groben Klassifikation des Hörverlustes nach WHO bei Befragungen
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Published: | March 18, 2025 |
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Fragestellung: Bei zum Beispiel Online-Befragung zu audiologischen Themen kann es sinnvoll sein, den Hörstatus der Befragten zu wissen, auch wenn es keine Möglichkeit gibt, diese in das Labor einzuladen. Die WHO hat 2021 eine Tabelle mit der neuen Einteilung der Hörverlustgrade, sowie den damit verbundenen Hörerfahrungen veröffentlicht [1]. Orientiert an dieser Beschreibung der Hörerfahrungen wurde eine Abfrage entwickelt, anhand derer Befragte ihren Hörstatus selber bewerten können. Die Abfrage enthielt sieben Kombinationen zu Aussagen bezogen auf die Hörfähigkeit in Ruhe und im Störgeräusch, angelehnt an die ersten sieben Hörverlustklassen von 1 (Normalhörigkeit) bis 7 (Vollständiger Hörverlust/Taubheit). Die letzte Hörverlustklasse 8 (einseitiger Hörverlust) wurde nicht berücksichtigt. Die Übersetzung der Hörverlustklassen ins Deutsche ist der Veröffentlichung von Holube und Kollegen entnommen [2].
Methoden: Ziel der durchgeführten Studie war eine Selbsteinschätzung des Hörstatus anhand der Auswahl von Aussagen zur Hörfähigkeit beantworten zu lassen, um einen Eindruck dafür zu bekommen, wie gut Selbsteinschätzung und Hörverlusteinteilung nach WHO übereinstimmen, und somit geeignet sind, bei beispielsweise Online-Befragungen eingesetzt zu werden. Von insgesamt 114 Probanden (weiblich=63, männlich=51, durchschnittliches Alter (± SD) 67,4 ± 10,4 Jahre) wurde ein Standardtonaudiogramm (Luftleitung) und die Selbsteinschätzung, bzw. Auswahl der für sie zutreffenden Hörerfahrung erhoben und in Bezug gebracht.
Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse zeigen die beste Korrelation zwischen PTA4 (Mittelwert der Luftleitungsschwelle von 0,5, 1, 2, und 4 kHz) für das bessere Ohr und dem entsprechend gewählten Hörstatus (Spearman; r = 0,486, p < 0,001, N=113). Knapp 29% der Teilnehmer bewerteten ihren Hörstatus entsprechend einer Normalhörigkeit. Die größte Gruppe mit 48% bewertete ihren Hörstatus entsprechend der Hörverlustkategorie 2 (leichter Hörverlust), 11% entsprechend Kategorie 3 (mäßiger Hörverlust) und die verbleibenden 12% verteilten sich auf die höheren Hörverlustkategorien. Tendenziell schätzen sich die Befragten schlechter ein, als ihr Hörverlust erwarten lässt. Aber auch das Gegenteil ist zu beobachten.
Schlussfolgerungen: Eine grobe Einschätzung und Unterscheidung der Hörverluste mittels Selbsteinschätzung anhand der Bewertung des Hörens in Ruhe und Störgeräusch scheint grundsätzlich möglich zu sein, wenn auch schwieriger zwischen benachbarten Hörverlustkategorien. Allerdings weist vor allem die Überlappung der PTA4-Bereiche zwischen und die großen Streuungen innerhalb der mittleren Hörstatus darauf hin, dass die Ebenen von peripherer und zentraler Hörstörung stark divergieren können und dennoch gemeinsam für die Bewertung ursächlich sind. In den höheren Hörverlustkategorien sollten noch mehr Daten gesammelt werden.
Literatur
- 1.
- WHO. World report on hearing. Geneva: World Health Organization; 2021.
- 2.
- Holube I, Dziemba O, Fedtke T, Hoth S, Michel O, Neumann K, Rahne T, Veraguth D, von Gablenz P, Wesarg T, Baljić I. Die WHO-Klassifikation von Hörverlusten : Ein Konsens zu einer deutschen Fassung [The WHO grades of hearing loss: A consensus on the German version]. HNO. 2024 Aug;72(8):561-4. German. DOI: 10.1007/s00106-024-01494-z