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27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie
und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO

19. - 21.03.2025, Göttingen

Entwicklung von Stents zur Behandlung von Belüftungsstörungen des Mittelohres

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Gerrit Paasche - Medizinische Hochschule Hannover, HNO, Hannover, Deutschland
  • Thomas Lenarz - Medizinische Hochschule Hannover, HNO, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen. Göttingen, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc042

doi: 10.3205/25dga042, urn:nbn:de:0183-25dga0421

Published: March 18, 2025

© 2025 Paasche et al.
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Chronische Mittelohrentzündungen gehen in der Regel mit einer gestörten Funktion der Eustachischen Tube (ET) einher. Das Einsetzen von Stents in die ET könnte eine Option zur Behandlung von obstruktiven Belüftungsstörungen des Mittelohres sein. Einige Patienten bräuchten permanente Unterstützung, bei anderen würde eine zeitweise Unterstützung der ET ausreichen. Um beides zu adressieren, werden aktuell sowohl ein permanenter Stent aus Nitinol als auch ein abbaubarer Stent aus Poly-L-lactide (PLLA) entwickelt und präklinsch untersucht.

Verschiedene Generationen beider Stents wurden zuerst ex vivo im Schaf und im humanen Körperspender hinsichtlich Implantationstechnik und Verhalten in der ET bei und nach Implantation getestet, bevor sie in vivo im Schwarzkopfschaf untersucht wurden. Die Stents wurden einseitig in die ET von gesunden Schafen für Beobachtungszeiten von 3, 6 und 12 Monaten inseriert (Nitinol je N=8; PLLA je N=3). Vor und nach Stentinsertion sowie zur Halbzeit und Finalkontrolle wurden die Trommelfelle sowie der pharyngeale Tubeneingang beider ET untersucht. Die Belüftung des Mittelohres wurde wöchentlich mit Hilfe der Tympanometrie überprüft. Nach dem Ende der Beobachtungszeit wurden DVT-Aufnahmen gemacht und die ETs histologisch aufgearbeitet. Zudem wurde der Nitinol-Stent in einem Modell der nach Unterspritzung mit Hyaluronsäure dysfunktionalen ET untersucht (N=8).

Alle Stents konnten im knorpeligen Teil der ET positioniert werden. Kein Tier zeigte gesundheitliche Auffälligkeiten nach Stentinsertion. Bei Einsatz des PLLA-Stents waren die Tubeneingänge zur Halbzeit- und Finalkontrolle jeweils geschlossen. Nach 3 Monaten waren die Stents rund und spannten die ET auf. Es waren erste Brüche von Struts zu erkennen. Nach 6 Monaten waren die Stents teilweise kollabiert, spannten aber weiterhin ein vergrößertes Tubenlumen auf. Nach 12 Monaten hatten die ETs nahezu ihre Ausgangsform wieder angenommen, es waren Reste der Stents unterhalb der epithelialisierten Tubenwand nachzuweisen. Bei Nutzung des Nitinol-Stents wurden alle Stents so tief, wie anatomisch möglich, positioniert; dennoch waren bei einigen Tieren die pharyngealen Tubeneingänge nicht vollständig geschlossen. Die Stents wurden mit Bindegewebe überwachsen. Das offen gehaltene Lumen der ET war nach allen Beobachtungszeiträumen größer als auf der Gegenseite. Die Epithelzellschicht regeneriert sich oberhalb der Struts. Die Nitinol-Stents konnten auch erfolgreich in eine dysfunktionale ET inseriert werden. Jedoch waren sie in der knorpeligen ET hinter dem Zentrum der erzeugten Raumforderung positioniert, so dass noch keine abschließende Beurteilung der Funktionalität des Stents möglich ist.

Beide Stents können sicher in der ET positioniert werden, sind positionsstabil und wurden von den Tieren sehr gut toleriert. Mit diesen Ergebnissen ist die Grundlage für weitere Untersuchungen auch in Richtung einer Übertragung in die humane Anwendung gelegt.

Gefördert durch BMBF RESPONSE und REMEDIS.