Article
Dynamische-label free – OCT-Diagnostik im Mittelohr
Search Medline for
Authors
Published: | March 18, 2025 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Als Komplikationen chronischer Mittelohrentzündungen (Otitis media) können im Laufe des Lebens Hörminderungen oder sogar Hörverluste entstehen. Dabei entzieht sich insbesondere die Otitis media epitympanalis, auch Cholesteatom genannt, der Antibiotikatherapie und kann zur Destruktion von Gehörknöchelchen und Innenohrschäden führen. Die einzige effektive Behandlung besteht bisher in einem klassischen mikrochirurgischen Eingriff mit der Absicht einer vollständigen Entfernung des gesamten Entzündungsfokus, was gegenwärtig immer noch eine operative Herausforderung präsentiert. Um zukünftig eine minimalinvasive diagnostische Behandlung zu ermöglichen, fördert das BMBF das Verbundvorhaben „Endoskopische OCT-Laser-Theragnostik mikrobieller Entzündungen im Mittelohr“.
Methoden: Die Diagnostik erfolgt mittels neuester dynamischer mikroskopischer optischer Kohärenztomographie (dmOCT). Gewebeproben von Otitis media und Cholesteatomen wurden chirurgisch gewonnen und nachfolgend analysiert. Im Vergleich zur konventionellen OCT ermöglicht hier die Aufnahme von Bildserien über einen bestimmten Zeitraum Rückschlüsse auf minimale zelluläre Gewebebewegungen. Die Frequenz der Bewegungen in einem Bildpunkt bestimmt die Farbe, mit der dieser in einem RGB-Farbkanal dargestellt wird. Dabei steht Blau für eine Frequenz von unter 0,5 Hz, Grün für 0,5–5 Hz und Rot für 5–25 Hz. Das resultierende Signal ist umso stärker, je größer die Amplitude dieser Bewegungen ist. Im Anschluss erfolgte eine Korrelation der dm-OCT-Bilder mit klassischer Histologie. Ebenso wurde ein neu konstruiertes endoskopisches dmOCT eigens gebaut und erste korrelative Bilder gewonnen.
Ergebnisse: Mit den OCT Zeitserienaufnahmen konnten wir kleinste zelluläre Bewegungen im Mittelohr, die frequenzbasiert in RGB-Farbcode dargestellt werden, nachweisen. Aufgrund der so kontrastierten zellulären und subzellulären Strukturen lässt sich mittels dmOCT das Mittelohrgewebe zuverlässig charakterisieren und „Pathogenes“ von „Gesundem“ differenzieren. Weiterhin konnten wir einzelne epitheliale Morphologien wie auch Gewebsinfiltration von Immunzellen dem Entzündungsstatus zuordnen. Zudem konnten wir erstmals mittels endoskopischer dmOCT intratympanale Gewebes des Mittelsohrs „live“ verifizieren.
Fazit: Diese Experimente ebnen den Weg für eine erstmalige klinische Anwendung in der Ohrchirurgie.