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Etablierung eines weltweit zugänglichen Registers für die auditorische Synaptopathie DFNB9 (OTOF)
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Published: | March 5, 2024 |
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Die autosomal rezessiv vererbte auditorische Synaptopathie DFNB9 wird durch Mutationen im OTOF-Gen ausgelöst und äußert sich in den meisten Fällen durch eine angeborene Taubheit mit fehlender BERA aber erhaltenen otoakustischen Emissionen [1]. In selteneren Fällen ist ein Restgehör vorhanden, wenn auch mit deutlicher Einschränkung des Sprachverstehens, teilweise mit pathologischer Hörermüdung und/oder Abhängigkeit des Hörens von der Körpertemperatur [2]. Ursächlich ist eine Störung der Freisetzung und/oder des Wiederauffüllens der glutamatgefüllten Vesikel an der Synapse der inneren Haarzelle bei Fehlen des haarzellspezifischen Proteins Otoferlin [3], [4]. Mehrere tierexperimentelle Studien und erste Studien am Menschen zeigen die prinzipielle Machbarkeit einer Wiederherstellung des Hörens durch eine virusvermittelte Gentherapie.
Um die klinische Forschung voranzutreiben haben wir eine Datenbank etabliert, in die Betroffene, deren Angehörige und Ärzt*innen in pseudonymisierter Form Informationen zum Phänotyp, Genotyp und Vererbungsmuster eintragen können. Die Datenbank nutzt die auf medizinische Registerstudien spezialisierte Software „RedCap“. Ausführliche Unterlagen zur Aufklärung und Einwilligung für Jugendliche, Eltern und Erwachsene liegen in deutscher und englischer Sprache vor. Die Einwilligung kann auf elektronischem Weg erfolgen. Die Anforderungen des Datenschutzes bleiben gewahrt. Der Studienleitung ist es – entsprechendes Einverständnis vorausgesetzt – eine Kontaktaufnahme zu einzelnen Individuen möglich.
Das Register ermöglicht einen besseren Überblick über die Häufigkeit und Ausprägungen von DFNB9, über Genotyp-Phänotyp-Korrelationen und über den Erfolg verschiedener Behandlungsstrategien sowie eine bessere Einbeziehung Betroffener in die Erforschung des Krankheitsbildes und für die Etablierung von neuartigen Therapieansätzen.
Das Vorhaben ist bei der Ethikkommission der Universitätsmedizin unter dem AZ 17/8/22 und bei ClinicalTrials.org unter ID NCT05946057, 17/8/22-2023-02528 registriert. Weitere Informationen und Link zur Datenbank: http://www.auditory-neuroscience.uni-goettingen.de/otoferlin_registry_de.html
Literatur
- 1.
- Yasunaga S, Grati M, Cohen-Salmon M, El-Amraoui A, Mustapha M, Salem N, El-Zir E, Loiselet J, Petit C. A mutation in OTOF, encoding otoferlin, a FER-1-like protein, causes DFNB9, a nonsyndromic form of deafness. Nat Genet. 1999 Apr;21(4):363-9. DOI: 10.1038/7693
- 2.
- Vona B, Rad A, Reisinger E. The Many Faces of DFNB9: Relating OTOF Variants to Hearing Impairment. Genes (Basel). 2020 Nov 26;11(12):1411. DOI: 10.3390/genes11121411
- 3.
- Strenzke N, Chakrabarti R, Al-Moyed H, Müller A, Hoch G, Pangrsic T, Yamanbaeva G, Lenz C, Pan KT, Auge E, Geiss-Friedlander R, Urlaub H, Brose N, Wichmann C, Reisinger E. Hair cell synaptic dysfunction, auditory fatigue and thermal sensitivity in otoferlin Ile515Thr mutants. EMBO J. 2016 Dec 1;35(23):2519-35. DOI: 10.15252/embj.201694564
- 4.
- Roux I, Safieddine S, Nouvian R, Grati M, Simmler MC, Bahloul A, Perfettini I, Le Gall M, Rostaing P, Hamard G, Triller A, Avan P, Moser T, Petit C. Otoferlin, defective in a human deafness form, is essential for exocytosis at the auditory ribbon synapse. Cell. 2006 Oct 20;127(2):277-89. DOI: 10.1016/j.cell.2006.08.040