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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Analyse rezeptiver Fähigkeiten mehrsprachiger Patienten mit Cochlea-Implantat-Versorgung – ein systematisches Review

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Susann Thyson - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
  • Maika Werminghaus - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
  • Thomas Klenzner - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc133

doi: 10.3205/24dga133, urn:nbn:de:0183-24dga1330

Published: March 5, 2024

© 2024 Thyson et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Die anhaltende Migration stellt das Gesundheitssystem und damit auch die Cochlea-Implantat(CI)-versorgenden Einrichtungen vor komplexe Herausforderungen. Im Versorgungsprozess von mehrsprachigen Patienten mit CI (PmCI) bedarf es der Beachtung entscheidender Faktoren, wie das Erwerbsalter und das Sprachniveau der erlernten Sprachen. Ziel des systematischen Reviews war es deshalb, die Faktoren Spracherwerbsalter und Sprachniveau, hinsichtlich ihrer Einflussnahme auf die Sprachverständnisleistung von PmCI und mehrsprachigem Hintergrund zu prüfen sowie die Wort- und Satzverständnisleistung, in Ruhe und im Störschall, in der Literatur zu untersuchen.

Methode: Die Fragestellung basiert auf der Verwendung des PICO-Schemas zur Ableitung der strukturierten und klinischen Forschungsfrage. Das methodische Design orientiert sich an den Richtlinien des PRISMA-Statements. Die systematische Recherche wurde in den Datenbanken PubMed, Web of Science, Cochrane Library und PsycInfo durchgeführt. Die Bewertung der Studien erfolgte anhand der Newcastle-Ottawa Quality Assessment Scale.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 13 Studien identifiziert werden. Zwölf Studien erhoben Daten zu mehrsprachigen Kindern mit CI (KmCI). Eine Studie befasste sich mit erwachsenen Probanden. Störschall scheint, ähnlich wie bei Menschen mit mehrsprachigem Hintergrund ohne Hörminderung, einen erschwerenden Einfluss auf die Wort- und Satzverständnisleistung von PmCI und mehrsprachigem Hintergrund zu haben. Des Weiteren deuten die ermittelten Daten darauf hin, dass sich ein simultaner Spracherwerb zweier oder mehrerer Sprachen vor dem dritten Lebensjahr eher positiv auf die Wort- und Satzverständnisleistung in Ruhe auswirken kann.

Diskussion: Die Auswertung der Studien zu mehrsprachigen KmCI ergab, dass Angaben zum Erwerbsalter und zum Sprachniveau der beherrschten Sprachen in den Studien zumeist fehlen, was eine umfassende Interpretation der Ergebnisse erschwert. Studien zum Spracherwerb von mehrsprachigen Kindern ohne CI identifizieren allerdings die Wichtigkeit und den Einfluss des Alters während des Spracherwerbs auf die sprachlichen Leistungen. Dies wird jedoch nur von einigen Autoren diskutiert. Insgesamt werden Limitationen der Studien selten thematisiert, wie die Nutzung von monolingual normierten Testinstrumenten (audiometrisch und sprachtherapeutisch-pädagogisch) oder die sprachliche Heterogenität innerhalb der Studiengruppen. Ferner scheint es einen Bedarf an Studien zur Versorgung von mehrsprachigen erwachsenen PmCI zu geben, da nur eine Studie zu dieser Gruppe identifiziert werden konnten. Das Fehlen von Begriffsdefinitionen erschwert außerdem die Einordnung der jeweiligen sprachlichen Vorgeschichte und die genaue Interpretation der Ergebnisse. Insgesamt scheinen weitere Forschungsvorhaben zu der Patientenklientel sinnvoll, da durch zunehmende Migration erweiterte Aufgaben auf die CI-versorgenden Einrichtungen zukommen.