gms | German Medical Science

26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Die Wirkung eines künstlichen zeitlichen Versatzes der Stimulation auf das Richtungshören bei bilateralen CI Trägern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Josef Seebacher - Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Österreich
  • Philipp Zelger - Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Österreich
  • Joachim Schmutzhard - Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Innsbruck, Österreich
  • Simone Graf - Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc077

doi: 10.3205/24dga077, urn:nbn:de:0183-24dga0774

Published: March 5, 2024

© 2024 Seebacher et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die beidseitige Versorgung mit einem Cochlea Implantat (CI) hat gezeigt, dass ertaubte Patienten sowohl eine deutliche Verbesserung im Sprachverstehen erreichen als auch die Fähigkeit Schallquellen zu lokalisieren wiedererlangen. Zur Schalllokalisation nutzen bilaterale CI Träger vorwiegend interaurale Pegeldifferenzen (ILD). Damit sich für das Richtungshören nutzbare ILD’s im auditorischen System korrekt bilden, muss die elektrische Stimulation mit beiden Hörimplantaten zeitlich sehr genau erfolgen. Bei zeitlich sehr verschieden ankommenden Signalen würde der interaurale Pegelvergleich zu einer ILD führen die nicht den tatsächlichen Ort der Schallquelle repräsentiert. Die neueste Generation von CI-Audioprozessoren erlaubt es, die Abfolge der elektrischen Stimulation zeitlich etwas zu verzögern. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, bei bilateralen CI-Trägern die elektrische Stimulation binaural zu desynchronisieren. In dieser Studie wird untersucht, wie sich diese Desynchronisation auf das Richtungshören bei bilateralen CI-Trägern auswirkt.

Material und Methoden: Insgesamt nahmen 11 bilateral mit CI versorgte Patienten an Schalllokalisationstests in einem reflexionsfreien Raum teil. Die Richtungshöranlage umfasste sieben Lautsprecher über die insgesamt 84 Geräuschstimuli randomisiert in Richtung und Pegel dargeboten wurden. Die Desynchronisation der beiden Hörimplantate wurde durch Verzögerung des Signals im rechten Audioprozessor erreicht. Die Testungen wurden für vier Verzögerungszeiten, 0, 4, 7 und 10 ms, durchgeführt.

Ergebnisse: Die Verzögerung des CI Signals im Audioprozesor rechts führte zu einer signifikanten Vergrößerung des Winkelfehlers in den Richtungshörtests von 29° (Median) in unverzögerter Bedingung auf 45° (Median) bei einer Verzögerung von 10ms. Ein ähnliches Verhalten zeigte der Bias, welcher signifikant von 6° in unverzögerter Bedingung auf 20° bei Verzögerung des CI Signals von 10 ms ansteigt.

Diskussion: Das Richtungshören kann bei bilateralen CI Trägern durch die Verzögerung des Signals in einem der Audioprozessoren erheblich gestört werden. Der auftretende Bias scheint sich proportional zur angewandten Verzögerungszeit im Audioprozessor zu vergrößern. Der Winkelfehler war bei allen getesteten Verzögerungszeiten deutlich größer als in der nicht verzögerten Bedingung.