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Fördernde und hemmende Faktoren bei der Entscheidung zur Cochlea-Implantation
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Published: | March 5, 2024 |
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Fragestellung: Die Ausweitung der Indikationsstellung zur Cochlea Implantation über die letzten Jahrzehnte führte zu einer zunehmenden Anzahl von ein- oder beidseits hörbeeinträchtigten Patienten in Deutschland, die für eine Implantation dieser Innenohrprothese in Frage kommen. Nichtsdestotrotz verfolgt weiterhin nur ein Bruchteil der nach ausführlicher Diagnostik als CI-Kandidaten bezeichneten Patienten diesen Weg der Implantation. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war es, Faktoren zu identifizieren, die die Entscheidung für oder gegen eine Implantation beeinflussen.
Methoden: In dieser Studie wurden die audiologischen Daten sowie die Patientenfragebögen von allen Erwachsenen, die in den Kalenderjahren 2020–2022 zur CI-Diagnostik in unser Zentrum kamen und auf der Basis der audiometrischen Messungen als CI-Kandidaten identifiziert wurden, ausgewertet. Von diesen 416 Erwachsenen haben anschließend an die ausführlichen Voruntersuchungen 204 Patienten eine Cochlea Implantation durchführen lassen; 212 Personen haben sich hingegen nicht implantieren lassen.
Ergebnisse: Der statistische Vergleich der beiden Gruppen der implantierten und nicht-implantierten CI-Kandidaten zeigte, dass Personen, die sich für ein CI entscheiden, nach eigener Empfindung häufiger Probleme damit haben, sich mit mehreren Personen zu unterhalten (p<0,005) sowie subjektiv größere Probleme beim Telefonieren haben (p<0,005). Ebenso sind der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe (p<0,05) sowie das Vorhandensein eines beidseitigen Tinnitus (p<0,05) Faktoren, die dafür sorgen, dass sich die CI-Kandidaten eher für die Implantation entscheiden.
Bei beidseitig bestehender audiologischer Indikation ist die Wahrscheinlichkeit größer, sich für eine Implantation zu entscheiden, wohingegen sich Patienten mit asymmetrischem Hörverlust sowie einseitig ertaubte Patienten eher gegen eine CI-Implantation entscheiden (p<0,005). Auch Personen mit einem höheren Schulabschluss entscheiden sich eher gegen ein CI (p<0,05).
Schlussfolgerung: Auch wenn sprachaudiometrische Messungen die Verbesserungen des Hörvermögens nach einer CI-Implantation eindrucksvoll zeigen können, ist es weiterhin eine wesentliche Aufgabe der CI-versorgenden Einrichtungen, auf Hinderungsgründe, die den Patienten von der CI-Implantation Abstand nehmen lassen, einzugehen und diese zu identifizieren sowie für eine bessere Information zu sorgen.