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Sprachverstehen, Reaktionszeiten und Sprechraten und ihre Beziehung zur subjektiven Höranstrengung
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Published: | March 5, 2024 |
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Fragestellung: In der Sprachaudiometrie wird meistens das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) für ein Sprachverstehen von 50% (Speech Recognition Threshold, SRT) bestimmt. Eine Hörsituation mit so niedrigem Sprachverstehen ist jedoch im Alltag nur selten anzutreffen. Bei höheren SNR strebt das Sprachverstehen schnell gegen seine Grenze bei 100%, während immer noch ein gewisses Maß an Höranstrengung aufgewendet werden muss. In diesem Beitrag wurde untersucht, ob ein automatisches Spracherkennungssystem (ASR) für die Analyse von Probandenantworten in einem Sprachtest eingesetzt werden kann und ob die zeitliche Analyse der verbalen Probandenantworten zur subjektiven Höranstrengung in Beziehung stehen.
Methoden: Das Sprachverstehen wurde beim SRT und bei vier höheren SNRs in mehreren stationären und fluktuierenden Maskierern für eine Gruppe von 15 jungen Probanden ohne Hörbeeinträchtigung und eine Gruppe von 12 älteren Probanden mit Hörbeeinträchtigung ermittelt. Die verbalen Antworten der Probanden nach der Sprachdarbietung wurden aufgezeichnet und die Probanden wurden gebeten, ihre subjektive Höranstrengung auf einer kategorialen Skala zu bewerten. Die aufgenommenen verbalen Antworten wurden mit einem ASR-System bezüglich korrektem Sprachverstehen und verbaler Reaktionszeit (Verbal Response Time, VRT), d.h. der Zeit zwischen dem Ende der Präsentation und dem Beginn der Antwort, analysiert und mit den Ergebnissen eines menschlichen Untersuchers verglichen. Außerdem ermöglichte das ASR-System eine Bestimmung der Antwort-Sprechrate (Response Speech Rate, RSR).
Ergebnisse: Das ASR-System und der menschliche Untersucher kommen zu vergleichbaren Ergebnissen bezüglich Sprachverstehen und VRT. Wie erwartet stieg das Sprachverstehen und sank die subjektive Höranstrengung mit zunehmendem SNR. Unterschiede zwischen dem Sprachverstehen für fluktuierende und stationäre Maskierer wurden als Funktion des SNR beobachtet, nicht aber als Funktion der subjektiven Höranstrengung. Außerdem antworteten die Probanden mit steigendem SNR und fallender subjektiver Höranstrengung schneller, d.h. die VRT nahm ab und die RSR nahm zu. Die beiden Probandengruppen unterschieden sich vor allem in ihrer RSR. Für die VRT konnte ein linearer Zusammenhang zur subjektiven Höranstrengung nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass ein speziell trainiertes ASR-System zur automatisierten Bewertung der Korrektheit der Probandenantworten geeignet ist, und dass es damit auch möglich ist, ein Maß für die Höranstrengung direkt aus dem zeitlichen Antwortverhalten der Probanden während eines sprachaudiometrischen Tests abzuleiten.