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Frühe akustisch evozierte Potenziale zur Evaluierung der Hörgeräte-Versorgung
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Published: | March 1, 2023 |
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Fragestellung: In der audiologischen Diagnostik können Hörschwellen (HS) mittels der frühen akustisch evozierten Potenziale (FAEP) abgeschätzt werden. Diese Messmethode wird bislang nicht zur Evaluierung des Versorgungsergebnisses von Hörsystemen hinzugezogen. In der vorgestellten Studie werden unter Verwendung eines Freifeldkopfhörers (FF-Kopfhörers, A2000, Acousticon Hörsysteme GmbH) die FAEP bei akustischer Stimulation über ein Hörgerät (HG) registriert und mit den FAEP in der Hörsituation ohne HG verglichen. Es wird untersucht, ob sich der Verstärkungsgewinn durch ein HG mithilfe von FAEP objektivieren lässt.
Methoden: Es werden Kinder und Erwachsene mit und ohne Hörstörung untersucht. Unter Verwendung des FF-Kopfhörers werden die FAEP zwischen beiden Hörsituationen (mit & ohne HG) verglichen. Zunächst wurde der externe Wandler für den Klick-Stimulus (2–4 kHz, 100 µs) über das FAEP-Messsystem (Eclipse EP25, Interacoustics) kalibriert. Spezifisch wurden für die Kalibrierung in dB nHL, Korrekturwerte (sog. peRETSPL-Werte) mithilfe einer adaptiven subjektiven HS-Bestimmung bei erwachsenen Normalhörenden (NH) ermittelt. Anschließend wurden die FAEP bei normalhörenden Kindern (10,5±2,1 J; N=6) und Erwachsenen (31,9±8,1 J; N=15) und akustischer Reizung über ein Test-HG (Phonak Sky B50-P) registriert, um Normdaten für beide Hörsituationen zu gewinnen. Die FAEP wurden im Hinblick auf die Reizantwortschwelle und die Latenz der Welle Jewett V (JV) ausgewertet. Auch wurde eine Tonaudiometrie durchgeführt, sowie eine subjektive Wahrnehmungsschwelle (Lautheitsskalierung) in beiden Hörsituationen ermittelt.
Ergebnisse: Der FAEP-Vergleich zeigte für die normalhörenden Kinder und Erwachsenen einen HG-Effekt, der sich durch eine Verzögerung der Latenzen und eine Erhöhung der Reizantwortschwellen für die Hörsituation mit im Vergleich zu ohne HG auszeichnete (Ø=14,8±4,9 dB nHL).
Schlussfolgerung: Die mit der Latenz-Verschiebung übereinstimmende gemessene Durchlaufzeit des HGs (6,48±0,11 ms) belegt, dass die verzögerten FAEP-Latenzen durch die Signalverarbeitung des HGs erklärt werden können. Die erhöhte Reizantwortschwelle für die Hörsituation mit HG für die normalhörenden Kinder und Erwachsenen ist durch das Eigenrauschen des HGs zu erklären, welches zu einer Maskierung der FAEP führt. Allgemein zeigten die Ergebnisse eine gute Übereinstimmung zwischen den FAEP-Schwellen und der Tonaudiometrie bzw. der subjektiven Wahrnehmungsschwellen bei den normalhörenden Kindern und normalhörenden Erwachsenen. Die ersten Ergebnisse der normalhörenden Kinder und Erwachsenen zeigen, dass die Messung der HS bei einem HG-versorgten Ohr mit Hilfe von FAEP und bei Verwendung des FF-Kopfhörers prinzipiell möglich ist. Dies lässt vermuten, dass die Aufblähkurve bei jungen HG-versorgten Kindern und bei HG-versorgten Erwachsenen anhand von FAEP objektiviert werden kann. Erste Ergebnisse von Kindern und Erwachsenen mit HG werden zusammen mit den Normdaten der NH vorgestellt.
Danksagung: Für die methodische und technische Unterstützung: Johannes Callø6, Matthias Blau4, Christopher Bonsel8, Harald Bonsel7,8, Thorsten Busch9, Inga Holube4, Johannes Strauch36, Interacoustics7, Acousticon Hörsysteme GmbH, Reinheim8, Hörakustik-Fachbetriebe Hörgeräte Bonsel GmbH, Wiesbaden9, Diatec Diagnostics GmbH, Dortmund.