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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Früher Wortschatzerwerb bei Kindern mit Cochlea-Implantat mit und ohne Hörerfahrung: eine EEG-Studie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Niki Vavatzanidis - TU Dresden, Medizinische Fakultät, Dresden, DE
  • Anja Hahne - TU Dresden Medizinische Fakultät, Dresden, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc151

doi: 10.3205/23dga151, urn:nbn:de:0183-23dga1514

Published: March 1, 2023

© 2023 Vavatzanidis et al.
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Ein wichtiges Ziel der Cochlea-Implantation bei Kleinkindern ist der Lautspracherwerb, um Kindern auch abseits einer gebärdenkompetenten Umgebung die Kommunikation zu ermöglichen. Idealerweise erreichen implantierte Kinder dabei den Anschluss an normalhörende Gleichaltrige. Dafür müssen jedoch insbesondere angeboren taube Kinder i.d.R. ca. 1–2 Jahre an Sprachentwicklung aufholen, also die Zeit bis zur Implantation, die (in nicht-gebärdenden Familien) ohne sprachlichen Input verlief. Das Aufholen im Spracherwerb verläuft dabei unter erschwerten auditiven Bedingungen, da trotz fortlaufender technischer Optimierungen die Cochlea-Implantate nicht das volle Spektrum des physiologischen Hörens ersetzen. Es fehlt noch ein systematisches Wissen über den prinzipiellen Sprachentwicklungsverlauf von Kindern mit Cochlea-Implantat, um die Faktoren zu bestimmen, die dieses Aufholen begünstigen oder verhindern. Der Outcome des Spracherwerbs von CI-Kindern ist dabei recht heterogen. Die Frage ist, ob dennoch Meilensteine der Sprachentwicklung für Kinder mit Cochlea-Implantat festgelegt werden können, wie sie auch für normalhörende Kinder existieren und wenn ja, welche Faktoren den Zeitpunkt der Meilensteinerreichung beeinflussen. In einer früheren Studie [1] wurde der Wortschatzerwerb als ein zentrales Element mit Hilfe von neurophysiologischen Messungen untersucht. Der Vorteil von EEG-Messungen ist dabei, dass es sich um eine objektive Testung handelt, die bereits bei sehr jungen Kindern durchgeführt werden kann. In dieser Studie konnten wir zeigen, dass implantierte Kinder die Voraussetzungen für ein sprachliches Aufholen mitbringen, indem sie z.B. Vokabular schneller erwerben als normalhörende Kinder gleichen Höralters [2]. Während normalhörende Kinder im EEG erst mit ca. 14 Monaten einen robusten Wortschatz von ca. 50 Wörtern aufweisen, konnten wir dies bei implantierten Kindern bereits 12 Monate nach Implantat-Aktivierung nachweisen. Dies war für nahezu alle implantierten Kinder inklusive der kongenital ertaubten Kinder der Fall, sofern sie keine Zusatzbeeinträchtigung (z.B. allgemeine Entwicklungsverzögerung) aufwiesen. Dieser überdurchschnittlich schnelle Wortschatzerwerb im Vergleich zu normalhörenden Kindern ist ein wichtiger Aspekt beim Aufholen in der allgemeinen Sprachentwicklung. Die damalige Studie war die erste ihrer Art bei implantierten Kleinkindern, die Untergruppen (z.B. der kongenital ertaubten Kinder) waren noch entsprechend klein. Um die Erkenntnisse auf eine breitere Basis zu stellen, wurden seitdem weitere Daten erhoben. Die Studie stellt erste Ergebnisse dieser Erweiterung vor.


Literatur

1.
Vavatzanidis NK, Mürbe D, Friederici AD, Hahne A. Establishing a mental lexicon with cochlear implants – an ERP study with young children. Scientific Reports. 2018; 8(910). DOI: 10.1038/s41598-017-18852-3 External link
2.
Friedrich M, Friederici AD. Maturing brain mechanisms and developing behavioral language skills. Brain and Language. 2010;114(2):66-71. DOI: 10.1016/j.bandl.2009.07.004 External link