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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Vergleich der intra- und postoperativ elektrisch evozierten Stapediusreflexschwellenwerte

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Burkart - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Universitätsklinik, Mannheim, DE
  • Angela Schell - Heidelberg University, Heidelberg, DE
  • Mona Kirstin Fehling - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Universitätsklinik, Mannheim, DE
  • Elisabeth Wallhäusser-Franke - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Universitätsklinik, Mannheim, DE
  • Nicole Rotter - Heidelberg University, Heidelberg, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc150

doi: 10.3205/23dga150, urn:nbn:de:0183-23dga1500

Published: March 1, 2023

© 2023 Burkart et al.
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Text

Motivation: Während einer Cochlea-Implantat (CI)-Anpassung sollte eine Überstimulation vermieden werden, da diese neben einem schlechteren Sprachverständnis auch eine Zellschädigung nach sich ziehen kann. Der Stapediusreflex wurde bisher lediglich zum intraoperativen Integritätsnachweis des CIs verwendet, eignet sich aber möglicherweise dazu, die maximal tolerable Stimulationsstärke festzulegen und eine Überstimulation zu vermeiden. In der Studie wurde überprüft, ob die mit verschiedenen Methoden und zu verschiedenen Zeitpunkten bestimmten ESRT-Schwellen signifikant miteinander korrelieren.

Methodik: Es wurden 80 postlingual ertaubte Patienten untersucht (PTA4≥100 dB, 18–80 Jahre, Median 54 Jahre; 46 F, 34 M), welche ein CI der Hersteller Advanced Bionics, Cochlear oder Med-El bekamen. Die ESRT wurde durch Stimulation an den jeweils fünf äquidistanten Elektrodenpostitionen E1 bis E5 von apikal über mediochochleär bis basal ausgelöst. Die ESRT wurden jeweils drei Mal ipsilateral über zwei verschiedene Methoden (subjektiv mikroskopisch, objektiv via Impedanzsonde) und zu zwei verschiedenen Zeitpunkten (intra- und postoperativ nach 3 Monaten) bestimmt. In allen Fällen wurden die ESRT mittels Einzelkanalstimulation und über eine Stimulationsdauer von 300 ms bestimmt. Die mikroskopisch und über die Impedanzsonde gemessenen ESRT-Schwellen wurden mittels des Maloney-Rastogi (MR) Tests auf Korrelation geprüft. Als Signifikanzniveau wurde α<0,05 festgelegt.

Ergebnisse: Intraoperativ zeigten beide Methoden zur Bestimmung der ESRT für alle Elektroden eine sehr starke und hoch signifikante Korrelation (p<0,0001, r_E1=0,94, r_E2=0,93, r_E3=0,82, r_E4=0,89, r_E5=0,90) mit einer vergleichbaren Standardabweichung von 60,63–83,37 Current Units. Nach dem MR-Test ergaben sich Intraklassen Korrelationswerte von: E1=0,93, E2=0,91, E3=0,82, E4=0,89, E5=0,90. Eine moderate Korrelation bestand zwischen den intra- und postoperativ über die Impedanzsonde erhobenen ESRT: r_E1=0,48, r_E2=0,43, r_E3=0,30, r_E4=0,39, r_E5=0,65.

Diskussion: Es konnte erstmals gezeigt werden, dass sich mittels Impedanzsonde sowohl intra- als auch postoperativ eine verlässliche ESRT ermitteln lässt. Weiter hat sich gezeigt, dass intraoperativ die visuelle Bestimmung der ESRT hinreichend genau ist und daher keine Notwendigkeit besteht, die zeitaufwendigere Messung über eine Impedanzsonde durchzuführen. Die intraoperativ bestimmte ESRT kann jedoch nicht als Orientierung für die CI-Anpassung dienen, sondern es sollten erneute ESRT-Messungen bei der Erstaktivierung und bei Folgeanpassungen erfolgen.


Literatur

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