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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Intraoperative Messungen von Hirnstammantworten durch Oberflächenstimulation des Hörnervs zur Entwicklung einer neuartigen elektrischen Hörprothese: das Auditory Nerve Implant (ANI)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karl-Heinz Dyballa - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, DE
  • Waldo Nogueira - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, DE
  • Amir Samii - International Neuroscience Institute, Hannover, DE
  • Rolf Salcher - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, DE
  • Max Eike Timm - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Hannover, DE
  • Meredith Adams - University of Minnesota, Minneapolis, USA
  • Hubert Lim - University of Minnesota, Minneapolis, USA
  • Thomas Lenarz - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc149

doi: 10.3205/23dga149, urn:nbn:de:0183-23dga1499

Published: March 1, 2023

© 2023 Dyballa et al.
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Text

Fragestellung: In Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen und Medizintechnikunternehmen entwickeln wir zurzeit eine intrakranielle elektrische Hörprothese, welche direkt im Hörnerv mit einem penetrierenden Elektrodenarray stimuliert: das Auditory Nerve Implant (ANI). Das ANI soll eine Hörrehabilitation von ertaubten Menschen ermöglichen, bei denen das Cochlea-Implantat (CI), trotz erhaltenem Hörnerv, nicht anwendbar ist oder zu schlechten Hörergebnissen führt [1]. Durch direkte Stimulation im Hörnerv mit einem penetrierenden Elektrodenarray, wird der Abstand zwischen Elektrode und Nerv minimiert. Die elektrische Feldausbreitung kann sich dadurch mehr fokussieren und potentiell eine höhere spektrale Auflösung erzielen [2]. Der Aufbau des ANI entspricht prinzipiell dem eines CIs. Zunächst sollen elektrisch evozierte auditorische Hirnstammantworten bei oberflächlicher Reizung des menschlichen Hörnervs nachgewiesen werden.

Methoden: In Akutmessungen haben wir dazu mit einer auf dem Hörnerv zwischen innerem auditorischen Kanal und Hirnstamm platzierten Oberflächenelektrode elektrisch stimuliert, und die Antworten auf der Schädeloberfläche abgeleitet. In insgesamt 8 Patienten, die sich einer Akustikusneurinomentfernung unterzogen haben, wurde die Messung durchgeführt. Grundsätzlich liegt bei dieser Operation der Hörnerv frei und war somit für unsere Versuche zugänglich gewesen.

Ergebnisse: Mit der Reizung des Hörnervs durch eine Oberflächenelektrode, konnten in 2 von insgesamt 8 Patienten auditorische Hirnstammantworten nachgewiesen werden. Anzumerken ist, dass durch die Tumore und deren Entfernung die Hörnerven in ihrer funktionellen Integrität bereits stark beeinträchtigt waren.

Schlussfolgerungen: Es konnte grundsätzlich gezeigt werden, dass durch eine elektrische oberflächliche Stimulation des Hörnervs auditorische Hirnstammpotentiale evozierbar sind. In einem nächsten Schritt ist eine akute Stimulation des Hörnervs nebst Ableitung auf dem Hirnstamm mit dem eigentlichen penetrierenden Elektrodenarray des ANIs vorgesehen.


Literatur

1.
Simmons FB, Epley JM, Lummis RC, Guttman N, Frishkopf LS, Harmon LD, Zwicker E. Auditory nerve: electrical stimulation in man. Science. 1965 Apr 2;148(3666):104-6.
2.
Middlebrooks JC, Snyder RL. Auditory prosthesis with a penetrating nerve array. Journal for the Association for Research in Otolaryngology. 2007 Jun;8(2):258-79.