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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Die Rolle der Sprachaudiometrie in der Hördiagnostik mehrsprachiger Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susann Thyson - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE
  • Maika Werminghaus - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE
  • Simone Volpert - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE
  • Katharina Schaumann - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE
  • Tom Prinzen - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE
  • Laurenz Althaus - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE
  • Thomas Klenzner - Uniklinik Düsseldorf, Düsseldorf, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc144

doi: 10.3205/23dga144, urn:nbn:de:0183-23dga1449

Published: March 1, 2023

© 2023 Thyson et al.
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Text

Fragestellung: Im klinischen Alltag werden Patienten mit mehrsprachigem bzw. Migrationshintergrund trotz teilweise basaler Sprachkenntnisse in der Zweitsprache häufig mit deutschsprachig normierten audiometrischen Verfahren diagnostiziert. Ziel der Untersuchung war es, die klinische Routinediagnostik, repräsentiert durch den Freiburger Einsilbertest, zu hinterfragen und Kognaten, also Wörtern, die den gleichen phonologischen als auch semantischen Hintergrund aufweisen, für die Sprachen Englisch, Albanisch, Polnisch und Italienisch zu bestimmen. Die Listen des Freiburger Einsilbertests enthalten nur wenige Kognaten, und scheinen somit bei Patienten mit rudimentären Sprachkenntnissen eine fragliche Aussagekraft zu haben, weshalb die diagnostische Entscheidungsfindung beeinträchtigt ist. Etwa ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat einen Migrationshintergrund und spricht Deutsch zumeist als Zweitsprache (DaZ) [1]. Innerhalb der Sprachaudiometrie kann es zuweilen schwierig sein, aussagekräftige sprachaudiometrische Ergebnisse für diese Patientengruppe zu erhalten. Ziel der Untersuchung war es, herauszuarbeiten ob Kognaten Teil der Wortlisten des Freiburger Einsilbertests sind, da diese einen möglichen erleichternden Sprachverständniseffekt liefern könnten [2].

Methode und Ergebnisse: Alle Listen des Freiburger Einsilbertests wurden vom Deutschen ins Englische, Albanische, Polnische und Italienische übersetzt und anschließend hinsichtlich der enthaltenen Kognaten gescreent. Die meisten Kognaten fanden sich in den englischen Übersetzungen. Im Durchschnitt wurden etwas mehr als fünf Kognaten pro Liste gefunden (MW = 5,6/SD = 3,28). Weniger Kognaten konnten hingegen in der polnischen (MW = 2,55/SD = 1,77) sowie in der albanischen Übersetzung (MW = 2,1/SD = 1,37) gefunden werden. Am wenigsten Kognaten konnten in der italienischen Übersetzung (MW = 1,75/SD = 1,13) identifiziert werden.

Schlussfolgerungen: Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Freiburger Einsilbertest für Patienten mit DaZ und geringen Deutschkenntnissen nur bedingt eingesetzt werden kann, da diese Patientengruppe sowohl Schwierigkeiten bei der phonologischen Enkodierung der Worte, als auch beim Abgleich der Einsilber mit ihrem Wortschatz bzw. Wortwissen hat. Die linguistische Betrachtung von sprachaudiometrischen Verfahren zeigt im Abgleich der Kognaten pro Liste, dass die Schnittstelle der Linguistik und Audiologie in der Sprachaudiometrie wichtig ist und zur Qualitätssicherung bei der Konstruktion und Anwendung Beachtung finden sollte.


Literatur

1.
Grobecker C, Krack Roberg E, Pötzsch O, Sommer B; Statistisches Bundesamt. Datenreport 2021 – Bevölkerung und Demografie 1.1 Bevölkerungsstand und Bevölkerungsentwicklung. Wiesbaden: Destatis; 2021. p. 11-49. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Service/Statistik-Campus/Datenreport/Downloads/datenreport-2021-kap-1.pdf?__blob=publicationFile External link
2.
Costa A, Caramazza A, Sebastián-Gallés N. The cognate facilitation eVect: Implications for models of lexical access. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory and Cognition. 2000;26:1283-96. DOI: 10.1037//0278-7393.26.5.1283 External link