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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Musikwahrnehmung mit CI unter Ausschluss des akustisch hörenden Gegenohres

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniela Hollfelder - Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Sektion HNO, Lübeck, DE
  • Leonhard Imhäuser - Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Sektion HNO, Lübeck, DE
  • Rolf Bader - Universität Hamburg, Systematische Musikwissenschaft, Hamburg, DE
  • Tim Jürgens - Technische Hochschule Lübeck, Insitut für Akustik, Lübeck, DE
  • Karl-Ludwig Bruchhage - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Sektion HNO, Lübeck, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc069

doi: 10.3205/23dga069, urn:nbn:de:0183-23dga0698

Published: March 1, 2023

© 2023 Hollfelder et al.
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Text

Musikwahrnehmung stellt sowohl höchste Ansprüche an die Technik von Cochlea-Implantaten (CI), als auch an die zentral auditorische Verarbeitung der CI-Träger. Dieser Beitrag vergleicht die musikalische Perzeption mit dem CI unter Umgehung des akustisch hörenden Gegenohres durch direktes Streaming in das CI bei bimodal und einseitig ertaubten (single-sided deaf, SSD) Patienten mit Normalhörenden. Die bimodal (n=8) oder SSD (n=8) CI-Probanden (Med-EL, n=16, Ø Alter 63 Jahre) sind mit dem Sonnet 2 (n=11), Sonnet (n=4) oder Rondo 3 (n=1) versorgt und das CI versorgte Ohr wurde mit einer normalhörenden Kontrollgruppe (NH, n=22; Ø Alter 28 Jahre) verglichen. Es erfolgten psychoakustische Experimente, welche die Musikwahrnehmung in mehreren Dimensionen erfassten: Akkordpräferenz und -diskrimination, Erkennung des passenden Kadenzschlusses, sowie Rhythmuserkennung durch Veränderung des Pegels, der Frequenz und der Dauer der Töne. Zur Übertragung der Stimuli in das patienteneigene CI wurde der Audiolink (Med-EL) verwendet. Es bestätigen sich die vorläufigen Ergebnisse der Literatur im freien Schallfeld. Die Akkordpräferenz liegt bei beiden Kollektiven bei den Durakkorden (NH (11,8±8,6) und CI (3,1 ±9,2)) mit signifikantem Unterschied zwischen beiden Gruppen (p< 0.0001) und ohne signifikanten Unterschied zwischen den bimodalen und SSD CI-Trägern (p=0,9507). Die Akkorddiskrimination und Erkennung des korrekten Kadenzschlusses zeigt jeweils hoch signifikante Unterschiede zwischen NH und CI (p<0,0001). Die Rhythmuserkennung kann trotz Veränderung der Frequenz (NH 2,5±1,8 Hz; CI 34,6±24,8 Hz; p<0,001), des Pegels (NH 2,3±1,1 dB, CI 5,2±3,1 dB, p<0,001) und der Dauer (NH 11,8±6,4 ms; CI 39,1±3,1 ms; p<0,001) detektiert werden und zeigt jeweils hoch signifikante Unterschiede zwischen NH und CI. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die psychoakustischen Schwellen der CI-Musikwahrnehmung von bimodalen und SSD CI-Trägern in allen Dimensionen signifikant höher ausfallen als die von NH. Es wird diskutiert, inwieweit gezieltes musikalisches Training, z.B. mit der Musiktrainings-App Meludia, eine Verbesserung der Musikwahrnehmung für bimodal und SSD CI-Träger erwarten lässt. Die Studie wird von Med-EL (Innsbruck) finanziert.


Literatur

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Knobloch M, Verhey JL, Ziese M, Nitschmann M, Arens C, Böckmann-Barthel M. Musical harmony in electrical hearing. Music perception. 2018;36(1):40–52. DOI: 10.1525/MP.2018.36.1.40 External link
2.
Zimmer V, Verhey JL, Ziese M, Böckmann-Barthel M. Harmony perception in prelingually deaf, juvenile cochlear implant users. Front Neurosci. 2019 May 8;13:466. DOI: 10.3389/fnins.2019.00466 External link