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Einsatz eines deutschsprachigen Elternfragebogens zur Entwicklung von emergent und early literacy skills von Vorschulkindern mit Hörschädigung
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Published: | March 1, 2023 |
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Hintergrund: In der vorliegenden Studie wurde ein englischsprachiger Elternfragebogen zur Entwicklung von emergent und early literacy skills [1] an die deutsche Sprache adaptiert und bei einer Gruppe von Kindern mit Hörschädigung (hearing loss, HL) und guthörenden gleichaltrigen Kindern (typical hearing, TH) eingesetzt. Das übergeordnete Ziel der Untersuchung ist weniger der individuelle Leistungsstand der Kinder, sondern stattdessen die Erfassung und Beurteilung der elterlichen Angebote zu frühen Lese- und Schreiberfahrungen für beide Gruppen. Ausgehend von der Hypothese, dass Eltern von HL Kindern zwar vergleichbare Angebote zu emergent und early literacy Aktivitäten ermöglichen, aber dass die TH Kinder für die Angebote mehr Interesse zeigen und eine aktivere Rolle im Geschehen einnehmen [2], würde dies für die HL Kinder bedeuten, dass sie zwar Erfahrungen sammeln, aber trotzdem Gefahr laufen, bereits zum Schulbeginn Entwicklungsverzögerungen im frühen Schriftsprachlernen aufzuweisen.
Methode: Elternpaare von Vorschulkindern mit und ohne Hörschädigung im Alter von 3–6 Jahren füllten den aus dem Englischen mittels back-translation [3] an die deutsche Sprache adaptierten Fragebogen online aus. Der Elternfragebogen enthielt 31 geschlossene Fragen, deren Antworten auf einer 5-Punkte-Likert-Skala ausgewählt werden konnten und zahlreiche Bereiche des frühen Lese-Schriftspracherwerbs betrafen, z.B. phonologische Bewusstheit, Reaktion auf Schrift in der Umgebung, Kenntnis von Graphemen, Ganzworterkennung, Interaktionen im Zusammenhang mit Büchern, Kritzeln und Schreiben, Vorlieben der Kinder in Bezug auf das Lesen und Schreiben und elterliche Angebote, zusätzlich zu einer Reihe offener Fragen.
Ergebnisse: Zur Beurteilung der Ergebnisse werden Vergleiche der elterlichen emergent und early literacy Angebote zwischen den Gruppen der HL- und TH-Kinder in Bezug auf Häufigkeit der Angebote, Qualität (Inhalt) und Interesse des Kindes für die Aktivität gezogen. Dies betrifft z.B. die Bereiche Vorlesen, Zeit mit elektronischen Medien und Beschäftigung mit Buchstabenmaterial. Erste Ergebnisse werden im Rahmen der Tagung präsentiert und diskutiert.
Schlussfolgerung: Die Beschäftigung mit schriftsprachlichem Material im Vorschulalter stellt einen wichtigen Vorhersagefaktor für die spätere Schriftsprachentwicklung dar [4]. Positive emergent und early literacy Erfahrungen, bei denen die Kinder eine aktive Rolle einnehmen können, sind für HL-Kinder besonders wichtig, damit sie in der Schule Anschluss finden können. Die Erfassung und Beurteilung elterlicher Angebote sowie die Einschätzung der Eltern, wie genau und mit welchem Interesse das Kind teilnimmt, bieten die Chance, Aktivitäten zu identifizieren, die herausfordernder sind als andere und Handlungsempfehlungen z.B. für Eltern und Frühförderfachkräfte zu formulieren.
Literatur
- 1.
- Boudreau D. Use of a parent questionnaire in emergent and early literacy assessment of preschool children. Language, Speech and Hearing Services in Schools. 2005;36:33–47.
- 2.
- Reynolds G, Werfel KL. Home literacy environment and emergent skills in preschool children with hearing loss. Journal of Deaf Studies and Deaf Education. 2020;25(1):68–79. DOI: 10.1093/deafed/enz025
- 3.
- Hall DA, Zaragoza Domingo S, Hamdache LZ, Machaiah V, Thammaiah S, Evans C, Wong LL. A good practice guide for translating and adapting hearing-related questionnaires for different languages and cultures. International Journal of Audiology. 2018;57:161–75. DOI: 10.1080/14992027.2017.1393565
- 4.
- Hamilton LG, Hayiou-Thomas E, Hulme C, Snowling MJ. The home literacy environment as a predictor of the early literacy development of children at family-risk of dyslexia. Scientific Studies of Reading. 2016;20(5):401–19. DOI: 10.1080/10888438.2016.1213266