gms | German Medical Science

25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Auswertung einer individuellen, anatomiebasierten Anpassung der Frequenztabelle in einseitig ertaubten CI-Trägern

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Tobias Weller - Medizinische Hochschule Hannover, Deutsches Hörzentrum, Exzellenzcluster Hearing4All, Hannover, DE
  • Thomas Lenarz - Medizinische Hochschule Hannover, Deutsches Hörzentrum, Exzellenzcluster Hearing4All, Hannover, DE
  • Andreas Büchner - Medizinische Hochschule Hannover, Deutsches Hörzentrum, Exzellenzcluster Hearing4All, Hannover, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc052

doi: 10.3205/23dga052, urn:nbn:de:0183-23dga0523

Published: March 1, 2023

© 2023 Weller et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Cochlea-Implantate (CIs) werden für gewöhnlich mit einer für alle Patienten einheitlichen Zuordnung von Frequenzbändern zu Elektrodenkontakten angepasst. Da die Cochlea aber in ihrer Größe und Form zwischen Patienten erheblich variieren kann, ergibt sich daraus, dass das einem Elektrodenkontakt zugeordnete Frequenzband in unterschiedlichem Maß von dessen Platzfrequenz (z.B. nach dem Greenwood-Modell) abweichen kann. Der präsentierten Studie liegt die Hypothese zugrunde, dass CI-Patienten von einer Reduktion dieser tonotopen Diskrepanz durch eine patienten-individuelle Anpassung der Frequenztabelle profitieren.

Methoden: An der Studie nahmen 12 Patienten mit MED-EL FLEX28 Elektrodenträgern teil. In DVT-Bildern wurden die Positionen der Elektrodenkontakte bestimmt und dann anhand eines Modells die Platzfrequenzen ermittelt. Die Frequenztabelle wurde so angepasst, dass sich unter Nutzung des gesamten im Prozessor verfügbaren Frequenzbereichs eine möglichst kleine Abweichung zwischen Platzfrequenzen der Elektrodenkontakte und den Mittenfrequenzen der zugordneten Frequenzbänder ergab. Die Standardeinstellung und die Studieneinstellung wurden nach einem A-B-A-B-Schema mit mindestens 4-wöchigen Gewöhnungsphasen im Wechsel getragen und bei jedem Wechsel Sprachverstehen im Störgeräusch (in 4 unterschiedlichen räumlichen Konditionen), Tonhöhenwahrnehmung und subjektiver Klangeindruck gemessen.

Ergebnisse: Obwohl alle Studienteilnehmer bereits mindestens 6 Monate Erfahrung mit dem CI hatten, war das Sprachverstehen mit der neu angepassten Frequenztabelle mindestens so gut wie mit der Standardeinstellung. Obwohl die Standardeinstellung mehrheitlich als angenehmer wahrgenommen wurde, zeigte sich nach der zweiten Tragephase mit der Studieneinstellung eine deutliche Verschiebung der subjektiven Präferenz zur Studieneinstellung. Änderungen in der Tonhöhenwahrnehmung waren im Verlauf der Studie nicht zu beobachten. Die wahrgenommene Tonhöhe zeigte dabei aber nicht, wie vielleicht zu erwarten, eine konsistente Übereinstimmung mit der Standard-Frequenztabelle des Audio-Prozessors.

Diskussion: Eine Gewöhnungsphase von 4 Wochen schien bei dieser Studie mit bereits erfahrenen CI-Trägern zu kurz zu sein, um einen starken Effekt einer individuell angepassten Frequenztabelle auf Sprachverstehen und Tonhöhenwahrnehmung nachzuweisen. Da sich aber im Verlauf der Studie bereits eine Verschiebung der subjektiven Präferenz zur Studieneinstellung zeigte, besteht Grund zu der Annahme, dass eine ähnliche Anpassung bei neu-implantierten CI-Patienten einen positiven Effekt erzielen kann. Die Ergebnisse der Tonhöhenwahrnehmung legen außerdem nahe, dass individuelle Schwankungen in der Tonotopie stärker sein könnten als sie durch gängige Modelle abgebildet werden.