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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Wortverstehen in Ruhe und im Störgeräusch in den ersten drei Monaten nach CI-Aktivierung: Evidenz aus evozierten Potentialen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Anja Hahne - Technische Universität Dresden/Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, DE
  • Christina Wegewitz - Technische Universität Dresden/Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, DE
  • Niki Vavatzanidis - Technische Universität Dresden/Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc046

doi: 10.3205/23dga046, urn:nbn:de:0183-23dga0462

Published: March 1, 2023

© 2023 Hahne et al.
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Einleitung: Das Sprachverstehen nach Cochlea-Implantation wird in der Regel über audiometrische Maße erfasst. In dieser Studie wurden Prozesse des Wortverstehens mittels objektiver Hirnpotentialmessungen untersucht.

Methoden: Es nahmen 21 postlinguale, beidseits stark schwerhörige Patienten teil, die auf einer Seite mit einem CI versorgt wurden (Alter: 36–81 Jahre, Mittelwert: 64; PTA-4-Wert der Gegenseite: 61–100, Mittelwert: 77). Es gab drei Messzeitpunkte: T1 (im Mittel drei Tage nach Erstaktivierung), T2 (nach im Mittel sechs Wochen) sowie T3 (nach im Mittel drei Monaten). Es wurde ein visuell-akustisches N400-Paradigma verwendet, d.h. es wurde ein Bild auf einem Monitor gezeigt und ein gesprochenes Wort präsentiert, welches die Patienten über das CI hörten. Dieses Wort stimmte entweder mit dem Bild überein (kongruent) oder nicht (inkongruent). Ein Teil der akustischen Wörter wurde mit einem Störgeräusch unterlegt. Das EEG wurde mit 23 Elektroden abgeleitet und es wurden evozierte Potentiale berechnet. Des Weiteren wurde das Experiment zu einem Testzeitpunkt mit 13 normalhörenden Kontrollpersonen (Alter: 33–79 Jahre, Mittelwert: 59; PTA-4-Wert: 8–27, Mittelwert: 16) durchgeführt, um Effekte besser interpretieren zu können.

Ergebnisse: Für T1 zeigte sich bereits ein signifikanter N400-Effekt (= Unterschied zwischen kongruenter und inkongruenter Bedingung), der sich für T2 und T3 stabilisierte und sich topografisch breiter verteilt zeigte. Zu T3 begann der N400-Effekt mit einer ähnlichen Latenz wie in der Kontrollgruppe. Hier zeigte sich der Effekt jedoch kürzer. Bei der Präsentation der Wörter unter Störgeräuschbedingung war in der CI-Gruppe für T1 & T2 kein Effekt nachweisbar. Erst für T3 war ein signifikanter N400-Effekt beobachtbar, der im Vergleich zur Bedingung ohne Störgeräusch mit höherer Latenz auftrat. In der Kontrollgruppe zeigte sich der N400-Effekt deutlicher als in der Bedingung ohne Störgeräusch und hielt länger an.

Schlussfolgerungen: Die Daten zeigen, dass mittels objektiver Verfahren ein Nachweis über die Zuordnung eines gesprochenen Wortes zu einem vorgegebenen Bild bereits wenige Tage nach Erstaktivierung möglich ist. Dieser Prozess verläuft jedoch langsamer als bei einer normalhörenden Gruppe. Die Bild-Wort-Zuordnung im Störgeräusch entwickelt sich später, ist jedoch nach 3 Monaten, wenngleich mit größerer Latenz als bei Normalhörenden, nachweisbar. Zu diesem Zeitpunkt lag die Zuordnung in den parallel erhobenen behavioralen Daten noch auf Zufallsniveau, was auf eine höhere Sensibilität objektiver Messverfahren schließen lässt.