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Beeinträchtigt eine uninformative bilaterale CI-Stimulation das bilaterale Hören, und wenn ja, kann es rehabilitiert werden?
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Published: | March 1, 2023 |
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Früh ertaubte Patient:innen mit bilateralen Cochlea-Implantaten (biCI) haben Schwierigkeiten beim räumlichen Hören. Ein Grund ist ihre geringe Empfindlichkeit für interaurale Laufzeitdifferenzen (ITD), ein wichtiger Hinweis für räumliches Hören. Als Ursache für diese schlechte ITD-Sensitivität wird ein Mangel an früher Hörerfahrung vermutet. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Mehrheit heutiger Sprachprozessoren nicht in der Lage ist, ITDs im Timing ihrer Stimulationspulse zu kodieren. Tatsächlich kodieren die meisten klinischen CI-Prozessoren wenig oder keine zeitliche Information über das Timing der elektrischen Stimulationspulse, was zu einer inkonsistenten und uninformativen Übermittlung von ITD-Hinweisen an das auditorische System führt. Dies motivierte uns zu untersuchen, ob uninformative ITDs die Entwicklung einer normalen ITD-Sensitivität bei biCI-Träger:innen verhindern könnten und, falls ja, ob dies durch Training mit synchronisierter Stimulation, welche informative ITDs liefert, rehabilitiert werden kann.Wir implantierten neonatal ertaubte Ratten mit biCIs und trainierten sie mit einer Lateralisationsaufgabe, die die Anforderungen an Patienten simulieren sollte, die lernen, CIs für alltägliche Aufgaben zu nutzen. Die Tiere mussten amplitudenmodulierte von unmodulierten Pulsfolgen mit 900 Pulsen pro Sekunde unterscheiden, erhielten aber zusätzlich binaurale Hinweise. Bei einer Kohorte variierten die interauralen Pegeldifferenzen (ILDs), die ITDs und die amplitudenmodulierten (AM) Hinweise kongruent, so dass ein informativer Satz von auditiven Hinweisen zur Verfügung stand. Die zweite Kohorte erhielt die gleichen kongruenten AM- und ILD-Hinweise, Puls-ITDs wurden jedoch zufällig aus einem Bereich von ±500 µs ausgewählt. Nach fünf Wochen Training wurden die Tiere auf ihre ITD-Sensitivität getestet. Es folgte eine vierwöchige Rehabilitationsphase, in der alle Tiere ausschließlich informativen ILDs und ITDs ausgesetzt waren, bevor die Empfindlichkeit und die Nutzung der ITDs erneut getestet wurden.Die Verhaltensstudien zeigten, dass ITDs nur dann für die Schalllateralisation genutzt wurden, wenn die biCI-Ratten von Anfang an informative ITDs erhielten. Im Gegensatz dazu zeigten Tiere, die einer Stimulation mit zufälligen, uninformativen ITDs ausgesetzt waren, welche die aktuelle klinische Situation nachahmt, eine verschlechterte ITD-Sensitivität. Wichtig ist, dass die ITD-Sensitivität durch Rehabilitationstraining wiederhergestellt werden konnte. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass ITD-Sensitivität abnehmen oder sogar verloren gehen kann, wenn bilaterale CIs genutzt werden, welche nicht routinemäßig informative Puls-ITD-Hinweise liefern. Wenn die CI-Stimulation nur nützliche, kohärente ITDs enthielt, erreichten alle CI-Ratten eine gute ITD-Sensitivität bei einer klinischen Pulsfrequenz.
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