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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Sprachoutcome mit CI: Unterscheiden sich Poor Performer von Patienten mit gutem Sprachverstehen in nicht-auditiven Fähigkeiten?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christiane Völter - Katholisches Klinikum Bochum, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Bochum, DE
  • Kirsten Oberländer - Katholisches Klinikum Bochum, Bochum, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc199

doi: 10.3205/22dga199, urn:nbn:de:0183-22dga1995

Published: September 12, 2022

© 2022 Völter et al.
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Einleitung: Das Sprachverstehen mit einem Cochlea-Implantat (CI) weist eine große Variabilität auf. Während die meisten Patienten über ein sehr gutes Sprachverstehen mit CI verfügen, gibt es auch eine kleine Gruppe, die nur wenig von einem CI profitiert (Poor Performer, PP) [1]. Bei der Dekodierung des Sprachsignals mit dem CI spielen neben bottom-up auch top-down Prozesse eine Rolle. Unterschiedliche kognitive und linguistische Faktoren könnten daher einen Einfluss auf das Sprachverstehen mit einem Cochlea-Implantat haben. In einer vorherigen Studie wiesen Poor Performer signifikant schlechtere linguistische und kognitive Fähigkeiten auf als Patienten mit einem sehr guten Sprachverstehen [2].

Methode: 15 erwachsene postlingual ertaubte CI-Träger mit einem Sprachverstehen von 70% (Star Performer, SP) und 17 CI-Träger mit einem Sprachverstehen zwischen 45% und 70% (Mittlere Performer, MP) wurden eingeschlossen. Alle Probanden wurden mit einer visuell präsentierten neurokognitiven und linguistischen Testbatterie (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Merkfähigkeit, Inhibition; Benenngeschwindigkeit, lexikalisches Entscheiden, phonologisches Inputlexikon) untersucht. Die Leistungen der drei Gruppen wurden daraufhin miteinander verglichen.

Ergebnisse: Signifikante Unterschiede zwischen den PP und den MP sowie den PP und den SP wurden bei linguistischen Tests in den Bereichen schnelles automatisiertes Benennen (RAN: p=0,0026, p=0,0026; Abb. 1), lexikalisches Entscheiden (LexDec: p=0,026; p=0,017) sowie im phonologischen Inputlexikon (LEMO: p=0,0085; p=0,0039) beobachtet. Des Weiteren zeigten die MP ebenso wie die SP signifikant bessere neurokognitive Ergebnisse als die PP in den Bereichen Aufmerksamkeit (M3: p=0,009; p=0,003) und Arbeitsgedächtnis (OSPAN: p=0,041; p=0,0068). Zusätzlich unterschieden sich die SP von den PP auch in den Bereichen verzögertes Erinnern (p=0,04) und der Wortflüssigkeit (verbal fluency: p=0,025). Die MP und die SP unterschieden sich in keinem Bereich voneinander (p>0,05).

Diskussion: PP unterscheiden sich in ihren nicht-auditiven Fähigkeiten von CI-Nutzern mit durchschnittlichem und sehr gutem Sprachverstehen, insbesondere im Hinblick auf das schnelle Abrufen von Wörtern, entweder aufgrund reduzierter phonologischer Fähigkeiten oder begrenzter Speicherfähigkeit, aber auch in der Aufmerksamkeit und dem Arbeitsgedächtnis. Möglicherweise stellen diese somit eine eigene Entität dar. Daher sollte die Hörrehabilitation in Zukunft neben dem rein auditiven Training auch linguistische und kognitive Bausteine beinhalten. In weiteren Studien sollte überprüft werden, ob dies zu einem besseren Sprachverstehen mit CI führt.


Literatur

1.
Moberly AC, Bates C, Harris MS, Pisoni DB. The Enigma of Poor Performance by Adults With Cochlear Implants. Otol Neurotol. 2016; 37(10):1522–8.
2.
Völter C, Oberländer K, Carroll R, Dazert S, Lentz B, Martin R, et al. Non-Auditory Functions in Low-Performing Adult Cochlear Implant Users. Otol Neurotol. 2020; 42(5):e543-e551.