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Untersuchung der verbalen Reaktionszeiten als Maß für den Einfluss der Hörgeräte-Versorgung auf die kognitive Last beim Sprachverstehen
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Published: | September 12, 2022 |
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Bei sprachaudiometrischen Untersuchungen werden typischerweise lediglich Performance-Maße, wie etwa der Prozentsatz korrekt wiedergegebener Wörter, erhoben. Darüber hinaus ist aber auch die mit dem Sprachverstehen assoziierte kognitive Last relevant, u.a. weil hiermit möglicherweise Hörsituationen mit ähnlicher Performance hinsichtlich ihrer Schwierigkeit weiter differenziert werden können. Als Maß für die kognitive Belastung kann beispielsweise die verbale Reaktionszeit, d.h. die Zeit zwischen Ende des Sprachstimulus und dem Beginn der mündlichen Antwort des Probanden, herangezogen werden. In der vorliegenden Studie soll durch Messung verbaler Reaktionszeiten untersucht werden, inwieweit eine Versorgung mit Hörgeräten Einfluss auf die kognitive Belastung beim Sprachverstehen hat. Des Weiteren soll der Einfluss von Maskierern mit unterschiedlichem Grad an Informational Masking (IM) auf die kognitive Last bestimmt werden.
Es wurden sprachaudiometrische Untersuchungen unter Verwendung von Sprachmaskierern (hohes IM) sowie bezüglich Einhüllendenstruktur und Langzeitspektrum äquivalenten Rauschmaskierern (niedriges IM) durchgeführt. Die Teilnehmer waren bilateral versorgte Hörgeräteträger mit altersassoziierten Schwerhörigkeiten, welche den Sprachverständlichkeitstest jeweils mit und ohne ihre Hörgeräte absolvierten. Verbale Reaktionszeiten wurden mit Hilfe eines automatischen Spracherkenners erfasst. Dieser kann zwischen der eigentlichen Probandenantwort und begleitenden Bemerkungen (Ich habe drei Dosen verstanden.) sowie nicht-sprachlichen Lauten (Atmen, Räuspern) differenzieren, wodurch eine robuste Messung der Reaktionszeiten möglich war.
In diesem Beitrag werden zunächst einige methodische Aspekte bei der Erfassung verbaler Reaktionszeiten aufgezeigt. Auf dieser Basis wird der potenzielle Einfluss der Hörgeräte-Versorgung auf die Reaktionszeiten analysiert und vor dem Hintergrund gängiger Modelle zur kognitiven Belastung beim Sprachverstehen (FUEL-Modell [1], ELU-Modell [2]) diskutiert. Zudem werden der Einfluss von IM auf die Reaktionszeiten und mögliche Interaktionen mit der Hörgeräte-Versorgung betrachtet.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Kennzeichen ME 2751/3-1)
Literatur
- 1.
- Pichora-Fuller MK, Kramer SE, Eckert MA, Edwards B, Hornsby BW, Humes LE, Lemke U, Lunner T, Matthen M, Mackersie CL, Naylor G, Phillips NA, Richter M, Rudner M, Sommers MS, Tremblay KL, Wingfield A. Hearing Impairment and Cognitive Energy: The Framework for Understanding Effortful Listening (FUEL). Ear Hear. 2016 Jul-Aug;37 Suppl 1:5S-27S. DOI: 10.1097/AUD.0000000000000312
- 2.
- Rönnberg J, Lunner T, Zekveld A, Sörqvist P, Danielsson H, Lyxell B, Dahlström O, Signoret C, Stenfelt S, Pichora-Fuller MK, Rudner M. The Ease of Language Understanding (ELU) model: theoretical, empirical, and clinical advances. Front Syst Neurosci. 2013;7:31. DOI: 10.3389/fnsys.2013.00031