gms | German Medical Science

24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Wie gut hören hochgradig schwerhörige Hörgeräte-Nutzer mit CI Indikation in Hessen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Monika Körtje - Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, KHNO/Schwerpunkt Audiologische Akustik, Frankfurt am Main, DE
  • Stefanie Bruschke - Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, KHNO/Schwerpunkt Audiologische Akustik, Frankfurt am Main, DE
  • Constanze Herr - Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, KHNO, Frankfurt am Main, DE
  • Timo Stöver - Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, KHNO, Frankfurt am Main, DE
  • Uwe Baumann - Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, KHNO/Schwerpunkt Audiologische Akustik, Frankfurt am Main, DE
  • Tobias Weißgerber - Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsklinikum, KHNO/Schwerpunkt Audiologische Akustik, Frankfurt am Main, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc194

doi: 10.3205/22dga194, urn:nbn:de:0183-22dga1944

Published: September 12, 2022

© 2022 Körtje et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Hochgradig schwerhörige Hörgeräte-Nutzer haben Schwierigkeiten beim Sprachverstehen, insbesondere bei vielen Störgeräuschen. In Standard-Hörtests wird sich zumeist auf das Tonaudiogramm und das Sprachverstehen in Ruhe fokussiert. Die Benachteiligung durch Störgeräusche in Alltagssituationen kann damit jedoch nicht abgebildet werden.

Das Ziel der Studie war bei hochgradig schwerhörigen Hörgeräte-Nutzern verschiedene Sprachtests in unterschiedlichen alltagsnahen Hörsituationen sowie einen Richtungshörtest durchzuführen und die subjektive Hörleistung mittels eines standardisierten Fragebogen zu erfassen.

Methode: Das Einschlusskriterium war entweder ein Hörverlust >70 dB HL bei 1 kHz, ein max. Einsilberverstehen von ≤60% oder ein Einsilberverstehen mit Hörgerät im Freifeld von ≤50% auf mindestens einem Ohr.

Das Sprachverstehen in Ruhe wurde mit dem Freiburger Einsilbertest und dem Oldenburger Satztest (OLSA) gemessen. Das Sprachverstehen im Störgeräusch wurde mit dem OLSA bei vier asymmetrisch angeordneten Störgeräuschquellen mit und ohne Nachhall bestimmt. Das Richtungshören wurde mit kurzen Breitbandstimuli frontal bei Schalleinfall zwischen ±60° gemessen. Die Probanden beantworteten zusätzlich den SSQ-Fragebogen (Speech, Spatial, Quality). Zusätzlich wurde überprüft, ob die Probanden das Kriterium zur Indikation einer Versorgung mit Cochlea Implantat (CI) nach Hoppe et al. erfüllten.

Ergebnisse: 37 erwachsene Probanden (Altersdurchschnitt 69 Jahre) wurden in die Studie eingeschlossen. 32 Probanden trugen beidseits Hörgeräte, 2 nutzen einseitig ein Hörgerät bei Taubheit des Gegenohres und 3 nutzten ein BiCROS System. Der mittlere PTA-4 lag bei 68 dB HL (besseres Ohr: 60 dB HL, schlechteres Ohr: 77 dB HL). 24 der 37 Probanden erfüllten das Hoppe Kriterium zur CI Indikation auf mindestens einer Seite, 9 davon auf beiden Seiten.

Die binauralen Sprachtestergebnisse mit Hörgerät in Ruhe korrelierten signifikant mit denen im Störgeräusch und im Nachhall. In der Bedingung Störgeräusch aus unterschiedlichen Richtungen verschlechterte sich das Sprachverstehen im Mittel um 23% (-1% bis 76%). In der Nachhall-Bedingung mit Störgeräusch verschlechterte sich das Sprachverstehen um weitere 8%. Alle binauralen Sprachtestergebnisse mit Hörversorgung korrelierten signifikant mit den Ergebnissen des Speech-Teils des SSQ-Fragebogen, während die SSQ-Antworten zum Richtungshören nicht mit den Ergebnissen des Richtungshörversuchs korrelierten.

Fünf der Probanden stellten sich anschließend in der Klinik zur CI Beratung vor, ein Proband wurde bisher mit einem CI versorgt.

Diskussion: Der Einsatz eines modulierten Störgeräuschs führte in der Probandengruppe zu einer wesentlichen Verschlechterung der Verständlichkeit von Sprache (im Mittel um 20%). Der Abfall variierte von nahe 0% bis 76%. Obwohl 24 Probanden trotz Hörgeräteversorgung im Alltag nur unzureichend Sprache verstehen, hat sich bisher nur ein Proband für eine CI-Versorgung entschieden.

Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:

https://www.dga-ev.com/fileadmin/dga2022/063.pdf