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CI-Nutzung und Hör-/Sprachleistungen von Kindern mit multipler Beeinträchtigung
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Published: | September 12, 2022 |
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Hintergrund: Die Beurteilung des Benefits einer Cochlea-Implantat (CI)-Versorgung bei Kindern mit multipler Beeinträchtigung erweist sich in vielerlei Hinsicht als schwierig. Hör- und Sprachleistungsstand können häufig nur eingeschränkt erfasst werden und sind abhängig von Art, Schwere und Ausprägung der neben des Hörverlusts bestehenden Beeinträchtigungen [1]. Klinische Beobachtungen und einzelne Studien [2] weisen zudem auf eine abweichende CI-Nutzung dieser besonders betroffenen Kinder hin. Ziele der Studie waren die Darstellung der Hör-/Sprachentwicklung und der quantitativen und qualitativen CI-Nutzung innerhalb der ersten zwei Jahre nach CI-Versorgung sowie die Ermittlung potenzieller Zusammenhänge der Faktoren untereinander.
Material und Methoden: Die Stichprobe umfasste 32 CI-versorgte Kinder mit diagnostizierter multipler Beeinträchtigung. Die Hör-/Sprachleistungen wurden mittels normierter Elternfragebögen (LittlEars, ELFRA) und der Categories of Auditory Performance (CAP) zu zwei Testzeitpunkten (ein und zwei Jahre postoperativ) erhoben und retrospektiv analysiert. Die CI-Nutzung zu diesen Testzeitpunkten wurde anhand des systeminternen Dataloggings ausgewertet und auf Zusammenhänge mit den Hör-/ Sprachleistungen überprüft.
Ergebnisse: Die Hör-/Sprachleistungen fielen im Vergleich zu den Normierungsstichproben der Fragebögen und beurteilt anhand der Hörerfahrung mit CI zu beiden Testzeitpunkten geringer aus. Zwischen den Testzeitpunkten stieg die mittlere tägliche CI-Nutzungsdauer von 7,8h (±2,8) auf 8,2h (±2,7) signifikant an, die Anzahl der gemittelten täglichen Kontaktabbrüche zwischen Implantat und Sendespule sank signifikant von 83,4 (±73.1) auf 66,3 (±54,6). Die prozentuale Verteilung der täglichen Expositionszeiten in den klassifizierten Hörszenen erwies sich als weitestgehend stabil, mit einer prozentual längsten Exposition in der Hörsituation Ruhe (36–37%). Es fanden sich für beide Testzeitpunkte signifikante Korrelationen von Teilbereichen der Hör-/Sprachentwicklung mit der täglichen CI-Nutzungsdauer, mit der Anzahl an Kontaktabbrüchen sowie mit der Sprach- und Ruheexposition.
Schlussfolgerung: In der Zusammenschau zeigen multipel beeinträchtigte CI-Kinder einen deutlichen Entwicklungsrückstand, die Hör-/Sprachleistungen sind von einer hohen Variabilität gekennzeichnet. Die CI-Nutzungsdauer ist im Vergleich zu Kinderkohorten anderer Studien leicht reduziert [3], [4]. Dabei scheinen eine längere CI-Nutzungsdauer, eine geringe Anzahl an Kontaktabbrüchen und eine höhere Sprachexposition positiv auf die Hör-/ Sprachentwicklung innerhalb der ersten beiden Jahre nach CI-Versorgung einzuwirken. Genauer differenziert werden muss jedoch hinsichtlich der Einteilung der diagnostizierten Beeinträchtigungen. Auch Langzeituntersuchungen werden angestrebt.
Literatur
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- Eze N, Ofo E, Jiang D, O'Connor AF. Systematic review of cochlear implantation in children with developmental disability. Otol. Neurotol. 2013; 34:1385–1393. DOI: 10.1097/MAO.0b013e3182a004b3
- 2.
- Wiseman KB, Warner-Czyz AD. Inconsistent device use in pediatric cochlear implant users: prevalence and risk factors. Cochlear Implants Int. 2018; 19(3):131–14. DOI: 10.1080/14670100.2017.1418161
- 3.
- Oberhoffner T, Hoppe U, Hey M, Hecker D, Bagus H, Voigt P, Schicktanz S, Braun A, Hocke T. Multizentrische Analyse des Nutzerverhaltens von Cochlea-Implantat-Trägern. Laryngorhinootologie. 2018; 97(5):313–320. DOI: 10.1055/a-0574-2569
- 4.
- Busch T, Vanpoucke F, van Wieringen A. Auditory environement across the life span of cochlear implant users: insights from data logging. J Speech Lang Hear Res. 2017; 60(5): 1362–1377. DOI: 10.1044/2016_JSLHR-H-16-0162