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Kindliches Hörscreening im Störgeräusch: Der Sound Ear Check
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Published: | September 12, 2022 |
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Ein gutes Gehör ist schon für die Kleinsten von enormer Wichtigkeit, da verschiedene Entwicklungsbereiche durch Hörprobleme eingeschränkt werden können. Dadurch kann es zu Sprach-, Sprech- und Lernverzögerungen und zu einer eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit kommen. Eine frühzeitige Erkennung dieser ist daher wichtig. Ein Hörscreening im Neugeborenenalter wird bereits in vielen Ländern durchgeführt. Jedoch wird davon ausgegangen, dass eine Verdopplung der Prävalenz von kindlichen Schwerhörigkeiten mit zunehmendem Alter erfolgt [1]. Allein für Niedersachsen werden insgesamt ca. 7 % abklärungsbedürftige Hörbefunde innerhalb des Screenings der Schuleingangsuntersuchung entdeckt [2]. Deshalb soll ein kindgerechtes, sprachunabhängiges und zuverlässiges Verfahren zum Hörscreening im Schuleingangsalter eingeführt werden, welches europaweit verwendet werden kann.
In einer multizentrischen Studie der belgischen Forschungsgruppe Experimental Oto-Rino-Laryngology (ExpORL) zusammen mit der Jade Hochschule und dem paezo sowie weiteren europäischen Partnern wird für diese Anwendung der Sound Ear Check (SEC; [3]) evaluiert.
Der SEC ist ein automatisiertes Testverfahren, bei dem sieben Alltagsgeräusche (z. B. Hundebellen) im Störschall präsentiert und anhand sieben verschiedener Bilder auf einem Tablet (Samsung Galaxy Tab A) durch das Kind identifiziert werden. Bei der Evaluation des SEC wurden drei verschiedene Varianten verwendet. Die Darbietung der Stimuli erfolgt überschwellig sowohl monaural, als auch binaural über einen Kopfhörer (PELTOR H7A). Ergebnis des adaptiven Verfahrens ist ein Signal-Rausch-Verhältnis (SNR). An den Messungen am paezo nahmen Kinder im Alter zwischen 5,8 und 7,11 Jahren teil. Je nach Hörverlust erfolgte die Zuordnung in eine der drei folgenden Probandengruppen: Gruppe 1 = ohrgesunde, normalhörende Kinder (Luftleitung: 0,125-8 kHz ≤ 15 dB HL); Gruppe 2 = Kinder mit Schallleitungsschwerhörigkeit (Knochenleitung: 0,5-4 kHz ≤ 15 dB HL, PTA4 = 20-60 dB HL, Tympanometrie Typ B/C nach Jerger) und Gruppe 3 = Kinder mit Schallempfindungsschwerhörigkeit (Knochenleitung: 0,5-4 kHz > 20 dB HL, PTA4 = 20-60 dB HL, Tympanometrie Typ A nach Jerger). Des Weiteren wurden an dem Messtermin eine Otoskopie, Messungen der TE- und DPOAE sowie ein Ton- und Sprachaudiogramm durchgeführt.
Die Ergebnisse der verschiedenen Testverfahren werden miteinander verglichen und die Erfahrungen mit dem SEC werden berichtet.
Durch die überschwellige Darbietung und die kindgerechte Testdurchführung ist der SEC auch unter nicht idealen Untersuchungsbedingungen in der Ziel-Altersgruppe durchführbar. Erwartet wird, dass durch den SEC ein wichtiger Beitrag zum Hörscreening im Einschulungsalter geleistet wird.
Literatur
- 1.
- Piotrowska A, Skarzynski H. Screening for pre-school and school-age hearing problems: European Consensus Statement. International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology. 2012; 76:120-121. DOI: 10.1016/j.ijporl.2011.10.016.
- 2.
- Bruns-Philipps E, Hespe-Jungesblut K, Jahn N, Schicktanz C, Zühlke C. Kindergesundheit im Einschulungsalter – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2017. Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen. Niedersächsisches Landesgesundheitsamt; 2018.
- 3.
- Denys S, De Laat J, Dreschler W, Hofmann M, van Wieringen A, Wouters J. Language-Independent Hearing Screening Based on Masked Recognition of Ecological Sounds. Trends in Hearing. 2019; 23:1-16. DOI: 10.1177/2331216519866566