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Objektivierung des Einflusses von ForwardFocus auf die auditorische und audiovisuelle Sprachverarbeitung im Störgeräusch: Eine EEG-Studie
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Published: | September 12, 2022 |
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Fragestellung: Das Sprachverstehen im Störgeräusch bleibt weiterhin eine Herausforderung für viele CI-Träger. ForwardFocus ist ein Störgeräuschunterdrückungsalgorithmus, der ein verbessertes Sprachverständnis ermöglicht [1]. Ziel dieser Studie ist es, die Auswirkungen von ForwardFocus auf die kortikale Sprachverarbeitung in auditorischen und audiovisuellen Reizsituationen mit Hilfe von evozierten Potenzialen (EPs) zu objektivieren.
Methoden: Den bimodal versorgten CI- Patienten (WHO3–WHO4; N=10) mit einem CI der Firma Cochlear wurden auditiv (A) und audiovisuell (AV) Silben präsentiert, entweder ohne Störgeräusch oder mit Störgeräusch (mit und ohne aktivierten ForwardFocus). Die Teilnehmer wurden instruiert, bei Erkennung der Silbe, so schnell wie möglich eine entsprechende Taste zu drücken. Die verschiedenen Bedingungen (A, AV), entweder ohne oder mit Störgeräusch (ForwardFocus an oder aus), wurden mit Hilfe von Verhaltensdaten und EPs (im N1- und P2-Zeitfenster) verglichen. Zusätzlich wurde die Höranstrengung mit Hilfe einer Skala abgefragt und es wurde der OLSA im Störgeräusch mit und ohne ForwardFocus durchgeführt.
Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen einen multisensorischen Effekt sowohl auf Verhaltens- als auch auf elektrophysiologischer Ebene, der sich in schnelleren Reaktionszeiten, höheren Trefferquoten und kürzeren N1-Latenzen für audiovisuelle Silben im Vergleich zu auditiven Silben zeigt. Darüber hinaus gibt es einen Störgeräusch-Effekt, der sich in längeren Reaktionszeiten, erhöhter Höranstrengung, verlängerten N1-Latenzen und kleineren P2-Amplituden unter Rauschbedingungen im Vergleich zu rauschfreien Bedingungen zeigt. Ein spezifischer ForwardFocus-Effekt lässt sich ebenfalls nachweisen: ForwardFocus reduziert nicht nur die Reaktionszeiten und die Höranstrengung, sondern verbessert auch die Sprachverständlichkeit im Störgeräusch (OLSA). Des Weiteren erhöht ForwardFocus die P2-Amplitude spezifisch bei audiovisuellen Bedingungen.
Schlussfolgerung: Die bimodalen CI-Träger zeigen einen multisensorischen Benefit bei der Verarbeitung von audiovisuellen Silben im Vergleich zu rein auditorisch präsentierten Silben, da die zusätzliche visuelle Information offenbar unterstützend genutzt wird. Außerdem gibt es einen deutlichen Störgeräusch-Effekt, der die Verarbeitung von Silben erschwert und verlangsamt, was mit dem limitierten CI-Signal erklärt werden kann, welches in schwierigen Reizsituationen (Störgeräusch) noch schwieriger zu interpretieren ist. ForwardFocus wirkt sich positiv auf die Verarbeitung von auditorischen und audiovisuellen Sprachsignalen im Störgeräusch aus, was sich in verkürzten Reaktionszeiten, verbesserter Sprachverständlichkeit und in verringerter Höranstrengung widerspiegelt.
Funding: Dieses Projekt wurde gefördert durch Cochlear Research & Development Ltd (Referenznummer IIR-2306).