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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Frühe akustisch evozierte Potenziale zur Evaluierung der Hörgeräte-Versorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Pauline Burkhardt - Universitätsklinikum Köln, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Köln, EEG & Audiologische Diagnostik, Köln, DE
  • Lina Wiesel - Universitätsklinikum Köln/ Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Köln, Köln, DE
  • Martin Walger - Universitätsklinikum Köln, Köln, DE
  • Ruth Lang-Roth - Uniklinik Köln, Köln, DE
  • Izet Baljic - Helios Klinikum Erfurt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Erfurt, DE
  • Linda Sewelies - Jade Hochschule, Institut für Hörtechnik und Audiologie, Oldenburg, DE
  • Marco Wilmes - Jade Hochschule, Institut für Hörtechnik und Audiologie, Oldenburg, DE
  • Thomas Fedtke - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, DE
  • Marion Bug - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, DE
  • Pascale Sandmann - Universitätsklinikum Köln, Köln, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc170

doi: 10.3205/22dga170, urn:nbn:de:0183-22dga1706

Published: September 12, 2022

© 2022 Burkhardt et al.
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Text

Fragestellung: In der audiologischen Diagnostik können die Hörschwellen (HS) mit Hilfe der frühen akustisch evozierten Potenziale (FAEP) abgeschätzt werden. Diese Messmethode wird bislang jedoch nicht zur Evaluierung des Versorgungsergebnisses von Hörsystemen hinzugezogen. In der vorgestellten Studie werden unter Verwendung eines Freifeldkopfhörers (FF-Kopfhörers, A2000, Acousticon Hörsysteme GmbH) die FAEP bei akustischer Stimulation über ein Hörgerät (HG) registriert (versorgte HS) und mit den FAEP in der Hörsituation ohne ein HG verglichen (unversorgte HS). Es wird untersucht, ob sich der Verstärkungsgewinn durch ein HG mithilfe von FAEP objektivieren lässt.

Methoden: Es werden Kinder und Erwachsene mit und ohne Hörstörung untersucht. Unter Verwendung des FF-Kopfhörer werden die FAEP zwischen den beiden Hörsituationen (mit HG und ohne HG) verglichen. Zunächst wurde der FF-Kopfhörer als externer Wandler für den Klick-Stimulus (2-4 kHz, 100 µs) über das FAEP-Messsystem (Eclipse EP25, Interacoustics) kalibriert. Spezifisch wurden für eine Kalibrierung in dB nHL Korrekturwerte (sog. peRETSPL-Werte) mithilfe einer adaptiven subjektiven HS-Bestimmung bei erwachsenen Normalhörenden (NH) ermittelt. Anschließend wurden die FAEP bei erwachsenen NH (N=10) bei akustischer Reizung über ein Test-HG (Phonak Sky B50-P) registriert, um Normdaten für beide Hörsituationen (mit HG & ohne HG) zu gewinnen. Die FAEP wurden im Hinblick auf die Reizantwortschwelle und die Latenz der Welle Jewett V (JV) ausgewertet. Zusätzlich wurde eine Tonaudiometrie durchgeführt, sowie eine subjektive Wahrnehmungsschwelle (mithilfe der Lautheitsskalierung) in beiden Hörsituationen ermittelt.

Ergebnisse: Der FAEP-Vergleich zeigte für die erwachsenen NH einen HG-Effekt, der sich einerseits durch eine Verzögerung der Latenzen (Welle JV: Ø 5,79±1,00 ms) und andererseits durch eine Erhöhung der Reizantwortschwellen (Welle JV: Ø 15,00±4,08 dB nHL) für die Hörsituation mit HG im Vergleich zu ohne HG auszeichnete.

Schlussfolgerung: Die mit der Latenz-Verschiebung übereinstimmende gemessene Durchlaufzeit des HGs (6,48±0,11 ms) belegt, dass die verzögerten FAEP-Latenzen durch die Signalverarbeitung des HGs erklärt werden können. Die erhöhte Reizantwortschwelle für die Hörsituation mit HG für die erwachsenen NH ist durch das Eigenrauschen des HGs zu erklären, welches zu einer Maskierung der FAEP führt. Allgemein zeigten die Ergebnisse eine gute Übereinstimmung zwischen den FAEP-Schwellen und der Tonaudiometrie bzw. der subjektiven Wahrnehmungsschwellen.

Die ersten Ergebnisse der erwachsenen NH zeigen, dass die Messung der HS bei einem HG-versorgten Ohr mit Hilfe von FAEP und bei Verwendung eines FF-Kopfhörers möglich ist. Dies lässt vermuten, dass die Aufblähkurve bei jungen HG-versorgten Kindern anhand von FAEP objektiviert werden kann. Erste Ergebnisse von HG-versorgten Kindern werden zusammen mit den Ergebnissen der erwachsenen NH vorgestellt.

Danksagung: Für die methodische und technische Unterstützung: Johannes Callø5, Matthias Blau3, Christopher Bonsel6, Harald Bonsel6,7, Thorsten Busch8, Inga Holube3, Johannes Strauch2,

5Interacoustics, 6Acousticon Hörsysteme GmbH, Reinheim, 7Hörakustik-Fachbetriebe Hörgeräte Bonsel GmbH, Wiesbaden, 8Diatec Diagnostics GmbH, Dortmund