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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Entwicklung eines automatischen Algorithmus für die Hirnstammaudiometrie zur Beurteilung des Hörvermögens von Kindern

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jan-Erik Müller - Helios Klinikum Erfurt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Erfurt, DE
  • Cordelia Schulz - Helios Klinikum Erfurt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Erfurt, DE
  • Izet Baljic - Helios Klinikum Erfurt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Erfurt, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc168

doi: 10.3205/22dga168, urn:nbn:de:0183-22dga1688

Published: September 12, 2022

© 2022 Müller et al.
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Hintergrund: Das menschliche Gehör wird im Allgemeinen unter Verwendung von Reaktionstests durch subjektive Angaben der Patient:innen bewertet. In bestimmten Fällen, besonders bei Neugeborenen, sind aufgrund der mangelnden Interaktion objektive Messverfahren notwendig. Eines dieser Messverfahren ist die automatisierte Hirnstammaudiometrie (AABR), die lediglich ein Testergebnis (Pass = unauffällig oder Refer = kontrollbedürftig) ausgibt. Mit Hilfe dieses Verfahrens, welches im Rahmen des Universellen Neugeborenen-Hörscreening (UNHS) durchgeführt wird, kann die Integrität der Hörstrukturen im Außen-, Mittel- und Innenohr sowie dem retrocochleären Komplex nachgewiesen werden.

Ziel: Durch Zuhilfenahme von Chirp-Reizen soll bereits im Rahmen des UNHS's mittels AABR eine frequenzspezifische Aussage über das Hörvermögen der Neugeborenen möglich werden, ohne dabei den messtechnischen Aufwand deutlich zu erhöhen oder Einbußen in der diagnostischen Sicherheit zu erfahren. Die frühestmögliche Einschätzung des Hörvermögens in Frequenzbänder begünstigt die darauffolgende Konfirmationsdiagnostik für hörauffällige Neugeborene. Innerhalb der Versorgungsmöglichkeiten mit technischen Hörhilfen soll eine bessere Anpassung der Bedürfnisse der Neugeborenen mittels einer frequenzselektiven Aussage realisiert werden. Sofern eine Hörstörung bei Neugeborenen frühestmöglich erkannt und behandelt wird, können sprachliche, kognitive und soziale Konsequenzen verhindert werden, welche unbehandelt bis in das Erwachsenenalter andauern könnten.

Gleichzeitig ist bereits bekannt, dass durch die Verwendung von Chirp-Reizen die neuronale Synchronisation steigt. Folglich ist die Amplitude der Welle V bei gleichen oder geringeren Schalldruckpegeln größer, während die negative Steigung nach der Welle Ⅴ schneller abfällt. Daher ist eine Reizantwort leichter zu detektieren, da sich die FAEP deutlicher von dem Restrauschen unterscheiden. Das objektive Testergebnis liegt somit in kürzerer Testzeit vor, wodurch Arbeitsaufwand gesenkt und Screening-Rate gesteigert wird. Prospektiv gewinnt das diagnostische Verfahren durch Einführen des FMP-Wertes (als mathematischer Qualitätsindikator) und einem automatisierten Algorithmus an Sicherheit und kann leichter in den klinischen Alltag integriert werden.

Ergebnisse: Es konnte ein LabVIEW-Programm implementiert werden, welches auf Grundlage der gesammelten EEG-Rohdatenaufnahmen dem Anwender erlaubt, die Reizantworten auch visuell zu evaluieren und im Einzelfall spezifische Parameter zu konfigurieren. Je größer der FMP-Wert ist, desto sicherer ist eine adäquate Reizantwort trotz omnipräsentem Restrauschen. Das erlaubt dem/der Anwender:in, das Testergebnis qualitativ einzuschätzen. Die Abschätzung des Hörvermögens von Neugeborenen in Frequenzbänder erweitert das Spektrum an objektiven Messmethoden in der Pädaudiologie und begünstigt einen sorgenlosen Start in die Welt des Hörens.