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Elektrophysiologische Untersuchung perzeptueller und kognitiver Defizite auf die komplexe Sprachverarbeitung – erste Ergebnisse
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Published: | September 12, 2022 |
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Einleitung: Bei älteren Menschen sind oftmals Sprachverständnisschwierigkeiten zu beobachten, welche auf eine Kombination von Hörverlust und Abbau kognitiver Fähigkeiten zurückzuführen ist. Für dieses gemeinsame Auftreten perzeptueller und kognitiver Defizite gibt es verschiedene Hypothesen, welche unterschiedliche Ursachen in den Mittelpunkt stellen.
Die laufende Studie untersucht erstmals gezielt getrennt die perzeptuellen und kognitiven Defizite bei der komplexen Sprachverarbeitung von Menschen mit Hörminderung.
Methoden: Es wurden Phonemdiskriminierungs- und Arbeitsgedächtnistests durchgeführt und anschließend Sätze aus dem OLACS Corpus [1] mit einem zum Satz passenden und einem nicht passenden Bild (Unterschied in handelnder Person) präsentiert.
Die Proband*innen sollten das zum Satz gehörige Bild wählen. Während der gesamten Zeit wurde mit dem SynAmps RT System von Compumedics Neuroscan in Curry 7.0 und unter Verwendung von 64 Elektroden einer 128-Elektroden-Haube von EASYCap GmbH ein EEG aufgezeichnet.
Nach einem Datenexport erfolgte die Auswertung mittels MNE Toolbox in Python. Es wurden die EKPs für die richtig beantworteten Sätze untersucht.
Ergebnisse: Im ersten Teil der Studie konnten 7 Proband*innen mit Hörgerät (HG) und 17 Normalhörende (NH) in der Vergleichsgruppe untersucht werden. Das mittlere Alter der HG Gruppe lag bei 65 Jahren, das der NH Gruppe bei 54 Jahren.
Neben den ausgeprägten N1-P2 Potentialen zu Beginn des auditiven Reizes zeigen sich bei den NH um 600 ms globale Aktivierungen, welche nach komplexeren Sätzen deutlich stärker auftreten. Bei den HG treten diese Aktivierungen ebenfalls auf. Sie zeigen jedoch erhöhte Latenzzeiten und sind stärker ausgeprägt.
Fazit: Die im Vergleich mit den NH bei den HG verstärkt auftretenden P600, die zusätzlich verzögert sind, deuten eine langsamere Verarbeitung des Gehörten mit erhöhter Anstrengung des Arbeitsgedächtnisses an.
Weiterführende Auswertungen und Ergebnisse werden vorgestellt.