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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Verarbeiten sprachlicher und musikalischer Merkmale 6 und 12 Monate nach Cochlea-Implantation – eine EEG-Studie mit Kleinkindern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Niki Katerina Vavatzanidis - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Dresden, DE
  • Alexander Mainka - Universitätsmedizin Charité, Berlin, DE
  • Alexandra Horst - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Dresden, DE
  • Nina Siefke - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Dresden, DE
  • Dirk Mürbe - Universitätsmedizin Charité, Berlin, DE
  • Anja Hahne - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Dresden, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc148

doi: 10.3205/22dga148, urn:nbn:de:0183-22dga1480

Published: September 12, 2022

© 2022 Vavatzanidis et al.
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Text

Cochlea-Implantate sind leistungsstarke Hörprothesen, die Kinder von Lautsprache und den Besuch von Regelschulen ermöglich kann. Dennoch weist das Hören mit Cochlea-Implantaten im Vergleich zum normalen Hören gewisse technische Einschränkungen auf, wie z. B. eine geringere Frequenzauflösung. Zudem müssen insbesondere von Geburt taube Kinder eine längere Phase ohne auditive Stimulation ausgleichen, was Einfluss auf die Entwicklung des auditorischen Kortex haben kann. In unserem Projekt befassen wir uns mit der Frage, welche Merkmale von Musik und Sprache unter diesen besonderen Voraussetzungen verarbeitet werden und ob dies von der Dauer der Hörerfahrung abhängt.

Die vorliegende EEG-Studie untersucht hierfür die jüngste Population von CI-Trägern (mittleres Alter bei Implantation: 13,5 Monate). Wir gehen der Frage nach, wie sich ihre Wahrnehmungsfähigkeiten im ersten Jahr nach Implantation (d. h. 6 und 12 Monate nach der erstmaliger CI-Aktivierung) entwickelt und vergleichen diese mit 6 und 12 Monate alten normalhörenden Kindern, die eine vergleichbare Hörerfahrung besitzen. Zu diesem Zweck adaptierten wir das musikalische Multi-Feature-Paradigma von Vuust et al. [1] und implementierten Abweichungen in Tonhöhe, Klangfarbe, Intensität, Rhythmus und einer Kombination aus Rhythmus und Tonhöhe - Dimensionen, die sowohl für das Musikverständnis als auch für die mündliche Kommunikation relevant sind (Klangfarbe lässt uns Musikinstrumente aber auch Sprecher und emotionale Stimmungen unterscheiden). Werden die Abweichungen im Vergleich zu den Standardtönen wahrgenommen und verarbeitet, ist dies im EEG als sogenannte mismatch response zu erkennen.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass die implantierten Kinder erwartungsgemäß heterogener in ihren Leistungen sind als normal hörende Kinder. Trotz der höheren Varianz sind die ereigniskorrelierten Hirnpotenziale der implantierten Population jedoch bemerkenswert nah an denen von normal hörenden Kindern und weisen in fast allen Bedingungen eine mismatch response. Dies gilt auch für Kinder, die vor der Implantation keine Hörerfahrung hatten. Wir schließen daraus, dass die Mehrheit der implantierten Kinder die untersuchten Dimensionen gut wahrnimmt, selbst wenn die sensorische Stimulation des auditorischen Kortex in den ersten ein bis zwei Lebensjahren fehlte.


Literatur

1.
Vuust P, Brattico E, Glerean E, Seppänen M, Pakarinen S, Tervaniemi M, Näätänen, R. New fast mismatch negativity paradigm for determining the neural prerequisites for musical ability. Cortex. Oktober 2011;47(9):1091–8. DOI: 10.1016/j.cortex.2011.04.026 External link