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Vorhersage des CI-Versorgungsergebnisses mit Hilfe von visuell evozierten Potenzialen
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Published: | September 12, 2022 |
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Fragestellung: Sensorischer Hörverlust kann funktionale Veränderungen sowohl im auditorischen, als auch im visuellen Kortex hervorrufen. Um diese deprivations-induzierten Effekte im Zusammenhang mit dem Versorgungsergebnis nach einer Cochlea-Implantation besser zu verstehen, werden in der aktuellen Längsschnittstudie postlingual ertaubte Probanden vor und nach der Cochlea-Implantation mit Elektroenzephalographie (EEG) untersucht.
Methoden: Die Cochlea-Implantat (CI) Kandidaten (vor CI-Versorgung) und eine Gruppe Normalhörender (NH) führten ein visuelles Oddball-Paradigma (Kategorisierungsaufgabe) mit Gesichtern durch. Außerdem wurde das Sprachverstehen mittels des Freiburger Einsilbertests 6 Monate nach der CI-Versorgung gemessen. Die visuell evozierten Potentiale (VEP) wurden zwischen den verschiedenen Bedingungen und Probandengruppen verglichen, und es wurden Korrelationen zwischen den VEPs und dem Sprachverstehen mit dem CI (nach 6 Monaten Erfahrung) gerechnet.
Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigten vergleichbare Reaktionszeiten zwischen den beiden Gruppen, aber signifikant höhere Trefferraten bei der Kategorisierung von Gesichtern für die NH. Die Analyse der P1 und P3 VEP, einschließlich topographischer und Quellenanalysen, belegten Gruppenunterschiede in den Antworten auf den Beginn des statischen Gesichtes. Im Vergleich mit den NH zeigten CI-Kandidaten eine signifikant kleinere P1-Amplitude und eine reduzierte Aktivität im visuellen Kortex im Zeitfenster der P1. Zusätzlich belegte die topographische Analyse Konditions-spezifische Topographien im Zeitfenster der P3 bei beiden Gruppen und eine verspätete P3-Komponente bei den CI-Kandidaten im Vergleich zu den NH. Die Korrelations-Analysen ergaben einen positiven Zusammenhang zwischen den VEP-Amplituden (P1, P3) zum Zeitpunkt vor der CI-Versorgung und dem auditorischen Sprachverstehen nach 6 Monaten CI-Erfahrung.
Schlussfolgerungen: Zusammenfassend lassen die Ergebnisse vermuten, dass CI-Kandidaten eine schlechtere Performanz in der Gesichter-Kategorisierung, eine reduzierte Rekrutierung des visuellen Kortex in der sensorischen Verarbeitung (P1) und eine verzögerte höher-kognitive Verarbeitung von Gesichtern (P3) im Vergleich zu den NH aufweisen. Diese Ergebnisse bestätigen frühere Beobachtungen, dass Patienten aufgrund einer auditorischen Deprivation Veränderungen in der visuellen Verarbeitung zeigen [1], [2]. Der positive Zusammenhang zwischen den VEPs (vor der CI-Versorgung) und dem auditorischen Sprachverstehen (nach der Versorgung) lässt vermuten, dass VEPs dazu beitragen können, das CI-Versorgungsergebnis vorherzusagen. Zusätzlich zu den vor der CI-Versorgung gemessenen VEPs, werden die Auswirkungen der CI-Versorgung auf die VEPs vorgestellt.
Literatur
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- Bottari D, Heimler B, Caclin A, Dalmolin A, Giard MH, Pavani F. Visual change detection recruits auditory cortices in early deafness. Neuroimage. 2014;94:172-184.
- 2.
- Sandmann P, Dillier N, Eichele T, Meyer M, Kegel A, Pascual-Marqui RD, Marcar VL, Jäncke L, Debener S. Visual activation of auditory cortex reflects maladaptive plasticity in cochlear implant users. Brain. 2012 Feb;135(Pt 2):555-68. DOI: 10.1093/brain/awr329
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- Lazard DS, Vincent C, Venail F, Van de Heyning P, Truy E, Sterkers O, Skarzynski PH, Skarzynski H, Schauwers K, O'Leary S, Mawman D, Maat B, Kleine-Punte A, Huber AM, Green K, Govaerts PJ, Fraysse B, Dowell R, Dillier N, Burke E, Beynon A, Bergeron F, Başkent D, Artières F, Blamey PJ. Pre-, per- and postoperative factors affecting performance of postlinguistically deaf adults using cochlear implants: a new conceptual model over time. PLoS One. 2012;7(11):e48739. DOI: 10.1371/journal.pone.0048739