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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Selbstanpassungsverfahren für Hörgeräte: Können wir persönliche Vorlieben bezüglich des Störgeräusch-Verzerrungs-Verhältnisses finden (noise haters vs. distortion haters)?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonathan Gößwein - Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA, Oldenburg, DE
  • Tobias Danneleit - Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Oldenburg, DE
  • Jan Rennies - Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Oldenburg, DE
  • Inga Holube - Jade Hochschule, Oldenburg, DE
  • Birger Kollmeier - Universität Oldenburg, Oldenburg, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc104

doi: 10.3205/22dga104, urn:nbn:de:0183-22dga1043

Published: September 12, 2022

© 2022 Gößwein et al.
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Outline

Text

Fragestellung: Die Anpassung von Hörgeräten (HG) ist ein hochgradig individueller Prozess, der nicht nur frequenz- und eingangspegelabhängige Verstärkung, sondern auch Algorithmen wie Störgeräuschunterdrückung beinhaltet. Die Verstärkung wird üblicherweise initial mit einer auf dem Audiogram basierenden Präskription eingestellt und daraufhin von einer Fachkraft für Hörakustik feinjustiert. Die Fachkraft ist dabei auf Rückmeldungen der nutzenden Person angewiesen. Dieser Prozess ist sehr langwierig und führt nicht immer zu einer von der nutzenden Person präferierten Einstellung. Selbstanpassungsverfahren könnten grundsätzlich die Zufriedenheit der nutzenden Person verbessern, weil individuelle Präferenzen direkter berücksichtigt werden als über die Interpretation der Fachkraft für Hörakustik. Dieser Beitrag untersucht Konzepte, die Selbstanpassungsverfahren auch auf Algorithmen zur Störgeräuschunterdrückung erweitern sollen. Störgeräuschunterdrückung ist eine zweischneidige Angelegenheit. Je stärker das Störgeräusch unterdrückt wird, desto mehr Verzerrungen werden dem Signal hinzugefügt. Es ist bekannt, dass sich HG-Nutzende in der Akzeptanz von verbleibendem Störgeräusch bzw. eingeführten Verzerrungen stark unterscheiden. HG-Nutzende, die einen großen Signal-Rausch-Abstand (SNR) auf Kosten von Verzerrungen bevorzugen, werden als noise-Hüters bezeichnet, während HG-Nutzende, die einen niedrigen SNR tolerieren mit dem Vorteil von weniger Verzerrungen, als distortion-haters bezeichnet werden. Kann man eine Unterscheidung dieser beiden Gruppen mit Hilfe einfach durchzuführender Messungen treffen?

Methoden und Ergebnisse: Um eine präferierte Verstärkungseinstellung zu finden, kam das bereits vorgestellte HG-Selbstanpassungsverfahren zum Einsatz [1]. In mehreren realistischen Klangszenarien stellten sich die teilnehmenden Personen die Verstärkung von simulierten HG ein. Aus der Vielzahl an Einstellungen wurde für jede teilnehmende Person eine finale Verstärkungseinstellung berechnet. Die Präferenz dieser finalen Verstärkungseinstellung gegenüber der Präskription wurde durch Paarvergleiche ermittelt. Zur Ermittlung des individuell bevorzugten Gleichgewichts zwischen gutem SNR und wenig Verzerrungen kamen zwei semi-adaptive Höranstrengungsmessungen zum Einsatz. Bei der ersten Messung wurde die Höranstrengung in Abhängigkeit des SNRs ermittelt während in der zweiten Messung SNR-abhängig künstlich erzeugte Verzerrungen dem Signal hinzugefügt wurden: je höher der SNR, desto mehr wurde das Signal verzerrt. Ein Vergleich zwischen den beiden Messungen ermöglichte eine Einordnung in die zwei genannten Pole (noise-haters vs. distortion-haters).


Literatur

1.
Gößwein JA, Huber R, Bruns T, Rennies J, Kollmeier B. Audiologist-Supervised Self-Fitting Fine Tuning of Hearing Aids. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie; 2018, Halle(Saale).